Hallo liebe Sanna!
danke Toastie für deinen Beitrag
Sehr gerne!
In den letzten Tagen war ich beruflich sehr eingebunden und leider auch sein Geburtstag, wodurch natürlich wieder Gedanken aufkamen.
Kann ich mir gut vorstellen, weil dir (s)ein Geburtstag viel bedeutet (hat). Ich bezweifle, dass es bei ihm umgekehrt so war

. Meiner Erfahrung nach werden Geburtstage nicht so in Ehren gehalten in Tunesien wie in Europa. Mein Bezzie erzählte mir, dass er nicht mal seinen 30er gefeiert hat. Die Schwestern waren aber wohl sauer, dass er ihnen nie gratuliert oder ihnen etwas geschenkt hat, deswegen haben sie ihn immer wieder an ihre Geburtstage erinnert. Ich denke, es könnte ev. damit zusammenhängen, dass tunesischen (od allg. moslemischen) Männern von Geburt an "abtrainiert" wird, Sentimentalitäten, Sensibilität, Aufmerksamkeiten, Gefühle, Romantik oder (echte) Wertschätzung für andere zu leben und zu zeigen? Es gilt einfach als "unmännlich"

.
Normalerweise würde ich dann auch einem Expartner alles Gute wünschen aber ich ignoriere ihn weiterhin.
Gute Entscheidung!

Ein Geburstags-SMS von dir würde ihm sicher sehr gefallen, allerdings nur als Bestätigung, dass er nach wie vor der "tolle Mann" in deiner Erinnerung geblieben ist, der dich nach wie vor beschäftigt, den du noch immer liebst, eine Bestätigung für sein Ego, sonst nix.
Toastie das ich immer wieder in die Manipulation rutsche ist anscheinend bei mir ja auch so. Ich find es schwierig das dann auch zu erkennen. In meinem Kopf geht auch immer mal wieder noch viel durcheinander.
Vielleicht kann ich dir dabei etwas helfen, die Manipulation zu erkennen:
Sein Gelaber kurz nach der Trennung das er nicht will das wir verstritten auseinander gehn ist ja wohl ein Witz...wie kann man ernsthaft glauben das man nach so einem Abgang friedlich auseinander geht
Es ist ein Witz, ja! Er hat es niemals ernsthaft gewollt, also "friedlich auseinanderzugehen", vielleicht sogar "Freunde zu bleiben"

. Er wollte, dass du nach wie vor fest daran glaubst, dass es "einfach nicht gepasst" hat und ihn in Ruhe lässt, damit er sein wirklich angestrebtes Leben beginnen kann! Denn was wäre die Gefahr, wenn er dich von dem Guten in ihm nicht überzeugen hätte können: du hättest ihm vielleicht seinen guten Ruf als "allseits beliebter, charismatischer Vorzeige-Zuwanderer" in der Stadt zunichte machen können

. Ev. irgendeiner potentiellen neuen Frau erzählen können, dass er dich nach Einbürgerung eiskalt verlassen hat oder sogar draufkommen können, dass er ein kaltblütiger Beznesser ist!

Er hat dir das gesagt, weil er dich immer manipuliert hat und damit du weiterhin an das Gute in ihm und das Böse in dir glaubst! Er erzeugt dadurch in dir maximale Verwirrung: er verlässt dich eiskalt ABER sagt, dass er friedlich auseinander gehen möchte. Du glaubst ihm, dass er das ernst meint,
obwohl du gleichzeitig weißt, es ist nur "Gelaber"?

Du bist dadurch natürlich wieder sofort im Gedankenkarussell und zweifelst an dir. Denn die (bösen,) eiskalten Taten passen (wie immer) nicht zu seinen (schönen) Worten! Die Manipulation ist in vollem Gange!
Klar hab ich negative Eigenschaften gezeigt. Aber wann und wie beginnt sowas? Ich hab mich halt einfach respektlos behandelt gefühlt. Er sagte das gleiche über mich.
Natürlich musste er dir dein Gefühl hier spiegeln, sonst hätte
er die Verantwortung für
sein respektloses Verhalten übernehmen müssen! Hat er sich jemals entschuldigt oder die Verantwortung übernommen für seine Respektlosigkeiten (Frauen-Chats, das ständige Verschwinden, die Nicht-Erreichbarkeit, die Schweigebehandlung, das Lügen über seinen fehlenden Erfolg im Studium, etc. etc.)? Ich bin mir sicher, du hast deine negativen Eigenschaften ihm gegenüber zugegeben. Du hattest ja sogar eine Paar-Therapie angedacht (wie diese mit einem tunesischen Mann funktionieren könnte, ist mir schleierhaft, aber das wäre wieder ein anderes Thema...

)
Was ihn für mich zu einem guten Menschen macht kann ich nicht mehr beantworten. Dafür hätten wir nach der Einbürgerung zusammen bleiben müssen, kämpfen und alles probieren müssen. Das einfache und spielerische hat mir öfters ganz gut gefallen. Uns ging nie der Gesprächsstoff aus und er wirkte öfters unbeschwert, locker und spontan aber irgendwann fiel mir auf das er nicht spontan sondern chaotisch ist und auch nicht unbeschwert sondern eher instabil und depri. Was ja aber dann nur durch mich kam laut seiner Aussage.
Ich meinte eher, welche "Werte" hatte er, welche Einstellungen zum Leben, welche Charakterzüge, die dich beeindruckt haben. Das müsstest du ja schon vor der Einbürgerung irgendwie "entdeckt" haben, oder? Habt ihr auch einmal über Tiefsinniges sprechen können oder war der Gesprächsstoff eher "belanglos"? Ich verstehe dich gut, dass dich diese "Einfachheit" fasziniert hat. Mich hat diese (anfänglich) auch fasziniert, bis ich sie so richtig zu hassen begonnen habe. Bei mir war es so, dass mich das Einfache, Lockere zu Beginn der "Beziehung" irgendwie runterbrachte, ich fühlte mich irgendwie "geerdet". Mein Alltag war stressig genug und ich bildete mir wirklich ein, dass ich durch einen "ruhigen, einfachen" Menschen irgendwie ankommen kann, mich auf das "Wesentliche" im Leben fokussieren kann. Eine Freundin sagte früh zu mir, dass ein Moslem zu einer "feministischen Frau" wie mir doch nie im Leben passen würde. Es könne doch unmöglich eine Beziehung "auf Augenhöhe" werden. Ich fand das so übertrieben und ärgerte mich darüber! Ich verstand mich doch immer schon sehr gut mit "einfachen" Menschen, ich war doch selbst schon kompliziert genug

. Mit der Zeit verstand ich ihre Aussage aber erst so richtig. Alles, was ich erwartete im Leben, meine Werte und Vorstellungen von Gut und Böse, meine Prinzipien, meine Wünsche als Mensch, das konnte ich alles mit so einem Mann nicht teilen. Ich erkenne das auch in vielen Dingen, die du schreibst. All deine Sehnsüchte und Wünsche für eine funktionierende Beziehung sind von seiner Lebenswelt Lichtjahre entfernt, ich denke, es fehlte auch bei euch die Augenhöhe! Die lässt sich auch in einer Paar-Therapie nicht angleichen!
Was mir auffällt, und wo ich denke, da liegt der Hund bei deinen Zweifeln begraben, ist diese Sanna in dir, die das Karussell quasi immer wieder (unbewusst) anschubst: du hast bereits ganz klare Gedanken, wo du bei dir bist und sogar die passenden Gefühle dazu benennen kannst. Das Karrussel bleibt kurz stehen. Du bist voll und ganz in "deiner Welt". Den "letzten Satz" (das letzte Wort) dazu spricht aber immer noch "er"! Woraufhin auch das passende Gefühl (, das er ausgelöst hat, also, dass alles deine Schuld war) wieder getriggert wird und du wieder zu Zweifeln beginnst und wieder in "seiner Welt" denkst und fühlst. Das Karussell dreht sich wieder! Ich gebe dir ein Beispiel:
aber irgendwann fiel mir auf das er nicht spontan sondern chaotisch ist und auch nicht unbeschwert sondern eher instabil und depri.
Du hast erkannt, dass er eben nicht spontan, sondern chaotisch, nicht unbeschwert, sondern instabil und depri ist! High Five!
Du bist hier bei dir, wieder voll in Deiner Welt! Aber was passiert einige Sekunden danach in deinem Kopf? Schwupps
Was ja aber dann nur durch mich kam laut seiner Aussage
Und da "hamma den Salat" wieder

. Du ziehst das Resümee zu deinem ehrlichen Gefühl, wie er war, wieder aus
seinem Wort-Repertoire. Vielleicht hilft es dir, wenn du deine Sätze einmal umdrehst. Also zuerst denkst, was er gesagt hast und am Schluss das, was DU gesagt, -dacht, -fühlt hast?
Hier wäre es dann: "Er gab mir die Schuld daran, sich zum Negativen verändert zu haben.
Ich erkannte aber, dass er nicht spontan, sondern chaotisch, nicht unbeschwert, sondern instabil und depri ist!". PUNKT! Dann weiter mit dem nächsten "Zweifel", wieder seine Meinung, dann deine zum Abschluss. PUNKT! (und nicht: "ich fühlte...", "aber er..." oder "ich wollte...", "er wollte aber scheinbar...")
Wenn DU dir zugestehst, das "letzte Wort" in der Bewertung eurer "Beziehung" zu haben und nicht er, bleibt das Karrussell sicher stehen! Du hast sehr oft deine Gefühle beschrieben aber meist kam am Ende ein Zweifel ("im Zweifel für den Angeklagten?"), z.B. "...was ich seiner Aussage nach ja auch oft getan habe..." oder "scheinbar hat ihn meine Reaktion dann ja auch sehr verletzt...". Wenn du ihm immer das letzte Wort gibst, kommst du nicht zu dir zurück! Du musst dann für immer zweifeln, denn seine Worte waren ja niemals völlig nachvollziehbar, niemals völlig aufrichtig und niemals völlig ausgesprochen! Du hast praktisch ein "Gedanken-Phantom" im Kopf, das dich quält!
Ich hoffe, dass dich die Selbstzweifel endlich in Ruhe lassen! Ich fürchte aber, das passiert nicht von selbst, sondern du musst dich mit harter Arbeit ein bisschen selbst zwingen, DEINER eigenen Einschätzung auf ALLES, was passiert ist und gesagt wurde, mehr Respekt gegenüberzubringen!
Alles Liebe, Toastie♡