Eine Frage zu einer Freundin

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesen Ländern

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Cimmone
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von Cimmone » 15.07.2024, 08:17

Beznesser und Narzissten haben vieles gemeinsam, manche sagen, Beznesser sind Narzissten.
Die Manipulationstechniken, die nicht vorhandene Empathie, das Opfer -Dasein, wenn etwas nicht klappt..
Die Isolation des "Partners" um ihn ganz auf den Narzissten einzunorden, Zuckerbrot und Peitsche....
Mehr fällt mir gerade nicht ein.
"Im übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht." Kurt Tucholsky

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gadi
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von gadi » 15.07.2024, 10:27

Bini hat geschrieben:
15.07.2024, 08:06
Der Beznesser meiner (Ex) Freundin ist ein extremer Narzisst. Sie weiß das auch, sie kennt sich gut mit psychischen Erkrankungen aus. Trotzdem macht sie mit ihm weiter…….
Liebe Bini,

mal sehr vereinfacht ausgedrückt: Deine Freundin ist krank. Alkoholkranke bzw. Drogenabhängige oder Menschen die unter allen möglichen Krankheiten leiden kennen sich auch oft gut aus mit diesen "Krankheiten", werden aber dennoch nicht so einfach "gesund". Jemand hat deiner Freundin die entscheidende "erste Dosis" dieser Krankheit mit voller Absicht verabreicht und passt gut auf, dass die Wirkung nicht nachlässt.
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StrivingForLight
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von StrivingForLight » 15.07.2024, 13:08

Ja, liebe Cimmone, das ging mir auch oft so, dieses mich selbst viel zu schnell in Frage stellen.
Aber so ist das halt, wenn man selbst zu tief in die Tüte, die da heißt „Ihm soll es ja gut gehen“, gegriffen hat ;-)
Manchmal dauert es ein Weilchen, bis man erkennt, dass man selbst sehr wohl auch eigene Bedürfnisse hat und haben darf.
"Und wenn du das Gefühl hast, dass gerade alles auseinander zu fallen scheint, bleib ganz ruhig ...
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StrivingForLight
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von StrivingForLight » 15.07.2024, 13:09

gadi hat geschrieben:
15.07.2024, 10:27
Jemand hat deiner Freundin die entscheidende "erste Dosis" dieser Krankheit mit voller Absicht verabreicht und passt gut auf, dass die Wirkung nicht nachlässt.
Eine sehr treffende Darlegung, liebe Gadi. Das ist doch eher tragisch für die Betroffenen, als dass es mich wütend auf sie machen könnte.
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Ponyhof
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von Ponyhof » 15.07.2024, 13:52

Ich weiss, das war vor ein paar Seiten Thema, aber ich gebe dennoch mal meinen Senf zum Thema Sextourismus und Bezness dazu: Der für mich entscheidende Unterschied ist der, dass beim Sextourismus beide Seiten wissen, woran sie sind. Das ist also ein Geschäft, mit dem beide einverstanden sind, einverstanden in dem Sinne, dass sie das als "Geschäftsbeziehung" sehen, wo Liebe "gespielt"/bezahlt wird. Die finanziell ärmere Seite macht das vielleicht auch nicht freiwillig, sondern ist aus wirtschaftlicher Not gezwungen, aber zumindest ist zumindest grundsätzlich klar, dass es sich nicht um echte Gefühle handelt, und dass keine emotionale Abhängigkeit besteht. Ja, auch aus diesem Modell können Familien entstehen, aber die Hintergründe sind dann trotzdem beiden Seiten klar.

Bei Bezness ist dem nicht so. Dort wird eine Beziehung vorgetäuscht. Wie auch immer manipuliert wird, Ziel ist die emotionale Abhängigkeit des Opfers. Dem Opfer ist also nicht klar, dass es nicht geliebt wird, sondern dass die "Liebe" vorgespielt wird.

Als Aussenstehende kann man sich manchmal schwer vorstellen, dass dem Opfer nicht klar ist, dass es keine richtige Beziehung sein kann. Sprich, man geht davon aus, dass er/sie eigentlich weiss -oder "wissen müsste", dass es sich nicht um echte Liebe handelt. Insbesondere dann, wenn es zu "ungewöhnlichen Konstellationen" kommt, also eine grosser Alters- und/oder "Attraktivitäts"-Unterschied. Natürlich gibt es "Macron"-Beziehungen, und dieses Beispiel wird immer herangezogen. Die Regel ist das allerdings nicht, die weitaus meisten Männer interessieren sich für (etwa!) gleichaltrige oder jüngere Damen. Und auch wenn es Ausnahmen gibt- man geht oft davon aus, dass das dem Opfer klar sein müsste, insbesondere dann, wenn es nicht so aussieht wie Madame Macron, und seine intellektuellen/charakterlichen/... Stärken (inneren Werte) mangels Sprachhindernissen gar nicht ausspielen kann.

Und nein, ich meine nicht, dass ältere Menschen nicht attraktiv sein können- sie sind es aber meist auf eine andere Weise als junge Menschen. Mit der Annahme, dass ältere Menschen ihren "Marktwert"/Attraktivität (für wen bin ich attraktiv und warum) eigentlich gut einschätzen können sollten, und auch wissen sollten, dass "Macron-Konstellationen" sehr selten sind, geht man schnell davon aus, dass die Opfer doch wissen müssten, dass es keine Liebe ist, und somit der entscheidende Unterschied zu Sexbeziehungen -die Ahnungslosigkeit des Opfers- nicht mehr gegeben ist.

Aber die Bezness-Opfer unterliegen einer manipulativen Täuschung, die vom Täter bewusst herbeigeführt und -auch gegen Selbstzweifel des Opfers!- aufrechterhalten wird. Und auch wenn man ihnen ins Gesicht sagt (oder sie es auch schon selber spüren), dass diese Liebe nicht echt ist, halten vielen (erstmal!) daran fest, da der Schmerz, so emotional ausgenutzt und betrogen worden zu sein, zu stark sein kann. Das will man nicht wahrhaben, und solange die Fassade -auch vor einem selber- noch irgendwie mit Geld (und den schönen Worten des Beznessers...) aufrecht erhalten werden kann, will man sich die bittere Wahrheit nicht eingestehen, auch wenn man vielleicht selber schon lange ahnt, was Sache ist. Dazu kommt der Hormonrausch, und der entsprechende Abgrund, in den man bei jedem Zuckerbrot-und-Peitsche-Spiel blickt. Und natürlich die grosse Hoffnung (die vom Täter und dessen Familie genährt wird!), dass man doch die "Ausnahme" ist, endlich mal "Glück verdient" hat, das in "den anderen Kulturen ganz anders ist", weil "dort andere Schönheitsideale gelten" etc. pp.

Dieses Eingestehen, dieses "Annehmen" des Betrugs, das Gefühl, benutzt worden zu sein ist irre schwer. Denn dann liegt auch der Gedanke nahe, "gar nicht attraktiv" zu sein (weil man nur wegen des Geldes "geliebt" wurde). Dazu kommt der finanzielle Schaden, die soziale Isolation, und die Erniedrigung seitens des Umfeldes "Wir haben dir das ja schon immer gesagt"..."Wie konntest Du nur glauben, dass..."..."Ist doch klar, dass ein 20jähriger nicht freiwillig mit einer 60jährigen..."...und entsprechende Selbstvorwürfe -das muss man seelisch erstmal stemmen können!

Insofern: Auch wenn das Umfeld -beste Freundinnen!- auch Opfer werden, weil sie das Drama mitansehen müssen: Für die eigentlichen Opfer ist es sehr schwer, die Wahrheit zu sehen, und manchmal noch schwerer, sich diese selber einzugestehen.
„Nicht zu bekommen, was man will, ist manchmal ein grosser Glücksfall.“ Dalai Lama

Toastie
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von Toastie » 15.07.2024, 13:54

StrivingForLight hat geschrieben:
14.07.2024, 15:30
Der Verlust der Freundschaft wird in diesem Fall in den Vordergrund gestellt, nicht das Verbrechen des Beznessers, der den geballten Zorn verdient.
Hallo liebe Striv!
Ja, es geht m.M.n. wirklich darum, Bezness zu verstehen. Dann nimmt auch der Zorn (für die Betroffene) ab!
StrivingForLight hat geschrieben:
14.07.2024, 15:30
Dazu kommt, dass empathische Menschen, denen das Wohl ihres Partners (bzw. ihrer Partnerin) am Herzen liegt, sich nicht selten erst mal fragen, wo sie denn vielleicht selbst etwas tun, was der „Beziehung“ nicht gut tut. (Jedenfalls kenne ich es so von mir.) Die Isolation, in die der Beznesser drückt, tut ein Übriges. Dadurch stehen Betroffene den Manipulationen noch ohnmächtiger gegenüber. Bis sie es nach einem manchmal leider langen Leidensweg denn doch zulassen können, genauer hinzuschauen und den Betrug zu erkennen.
Genau, und die Bezzies wissen ja, dass emphatische Menschen sich immer erst mal selbst hinterfragen, um das Gegenüber zu schützen :cry: . Das spielt ihnen natürlich wunderbar in die Karten! :evil:
Liebe Grüße,
Toastie
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von Toastie » 15.07.2024, 14:05

Bini hat geschrieben:
15.07.2024, 08:06
Das hat ja auch viele Parallelen zu Narzissten, oder? Also wenn der Partner Narzisst ist, werden in so einer Beziehung ja ähnliche widerliche Machenschaften vom Narzissten getätigt. Der Beznesser meiner (Ex) Freundin ist ein extremer Narzisst. Sie weiß das auch, sie kennt sich gut mit psychischen Erkrankungen aus. Trotzdem macht sie mit ihm weiter…….
Na ja, nicht allen würde vielleicht eine narzisstische Persönlichkeitsstörung attestiert werden von Expert/-innen. Aber Bezzies sind auf jeden Fall narzisstisch, bzw. haben sie hohe narzisstische Anteile!
Bei jedem Suchtabhängigen ist es so, dass meist ein Bewusstsein darüber vorhanden ist, dass das Suchtverhalten extrem schädigend ist. Trotzdem machen sie weiter. Wie erklärst du dir das? Das sieht man ja bei jedem Raucher auf der Straße, auch Raucher/-innen wissen, es ist (eigentlich) nicht gesund, greifen immer wieder in die Schachtel. So ähnlich ist eine emotionale Abhängigkeit, wie sie bei Bezness entsteht, auch zu sehen. Das hat nichts mit Bösartigkeit gegenüber anderen, Naivität oder Dummheit zu tun! Es ist eben eine Erkrankung, die viel Mut, Arbeit und Kraft erfordert, wieder loszuwerden. Und die viele andere im Umfeld belastet und im Härtefall diese auch in diesen "Sumpf" reinziehen kann :cry: . Zum Glück bist du der Sorge um die (Ex-)Freundin nun erst einmal entkommen! Nutze dein neu gewonnenes Leben doch dafür, dich selbst wieder heil zu machen und diese Wut in deinem Herzen gegen diese (Ex-)Freundin von Grund auf anzugehen!
Alles Liebe,
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von StrivingForLight » 15.07.2024, 15:00

Toastie hat geschrieben:
15.07.2024, 13:54
die Bezzies wissen ja, dass emphatische Menschen sich immer erst mal selbst hinterfragen, um das Gegenüber zu schützen
Es ist doch immer wieder erstaunlich, Toastie, wie gut Beznesser, die von Empathie keine Ahnung haben, diese in ihrem Gegenüber zu erzeugen und für sich zu nutzen wissen.
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gadi
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von gadi » 15.07.2024, 18:16

StrivingForLight hat geschrieben:
15.07.2024, 13:09
gadi hat geschrieben:
15.07.2024, 10:27
Jemand hat deiner Freundin die entscheidende "erste Dosis" dieser Krankheit mit voller Absicht verabreicht und passt gut auf, dass die Wirkung nicht nachlässt.
Eine sehr treffende Darlegung, liebe Gadi. Das ist doch eher tragisch für die Betroffenen, als dass es mich wütend auf sie machen könnte.
Liebe Striv,

so empfinde ich das eben auch, d.h. ich empfinde, vereinfacht ausgedrückt, eher Mitleid für die Betroffenen und Empörung über die Beznesser.
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von gadi » 15.07.2024, 18:23

StrivingForLight hat geschrieben:
15.07.2024, 15:00
Toastie hat geschrieben:
15.07.2024, 13:54
die Bezzies wissen ja, dass emphatische Menschen sich immer erst mal selbst hinterfragen, um das Gegenüber zu schützen
Es ist doch immer wieder erstaunlich, Toastie, wie gut Beznesser, die von Empathie keine Ahnung haben, diese in ihrem Gegenüber zu erzeugen und für sich zu nutzen wissen.
Dir alles Liebe!
Liebe Toastie, liebe Striv,

das ist meiner Meinung nach eine der Ironien bzw. der zum Himmel schreienden Ungerechtigkeiten bei Bezness (und nicht nur dort). Die Böswilligen leben von den Gutmütigen, die Gerissenen von den Vertrauenden, die stur Beschränkten von den Weltoffenen, die Egoisten von den Empathiefähigen. Das war nun anscheinend mein Wort zum Dienstag. ;--)
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Bini
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von Bini » 15.07.2024, 21:25

Danke für die sehr guten Erklärungen. Es ist wirklich schwer, das ganze Ausmaß tatsächlich innerlich zu begreifen. Vor allem weil es so wahnsinnig lange dauert. Bei manchen hört es ja leider nie auf. Bezness ist echt schrecklich.

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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von Toastie » 15.07.2024, 22:18

gadi hat geschrieben:
15.07.2024, 18:23
StrivingForLight hat geschrieben:
15.07.2024, 15:00
Toastie hat geschrieben:
15.07.2024, 13:54
die Bezzies wissen ja, dass emphatische Menschen sich immer erst mal selbst hinterfragen, um das Gegenüber zu schützen
Es ist doch immer wieder erstaunlich, Toastie, wie gut Beznesser, die von Empathie keine Ahnung haben, diese in ihrem Gegenüber zu erzeugen und für sich zu nutzen wissen.
Dir alles Liebe!
Liebe Toastie, liebe Striv,

das ist meiner Meinung nach eine der Ironien bzw. der zum Himmel schreienden Ungerechtigkeiten bei Bezness (und nicht nur dort). Die Böswilligen leben von den Gutmütigen, die Gerissenen von den Vertrauenden, die stur Beschränkten von den Weltoffenen, die Egoisten von den Empathiefähigen. Das war nun anscheinend mein Wort zum Dienstag. ;--)
Das stimmt total, liebe Striv, das ist echt erstaunlich! :shock: :o
Und liebe Gadi, dein Wort zum Dienstag gefällt mir auch! 8) :D
Wisst ihr, ich denke die Beznesser haben in Wirklichkeit schon eine Ahnung von Empathie (genau wie Narzissten sehen sie diese bei anderen Menschen, genau wie Liebe, Zuneigung, echte und generell tiefe Gefühle, ...). Sie studieren diese menschlichen Fähigkeiten nämlich, lernen sie quasi auswendig um sie nahezu perfekt zu imitieren, damit niemand drauf kommt, dass sie diese gar nicht empfinden und alles nur vorgespielt ist! :x :evil: :twisted: So können sie in der Gesellschaft unauffällig sein bzw. ihre fiesen Ziele verfolgen! :evil: :twisted:
Alles Liebe euch,
Toastie
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von StrivingForLight » 16.07.2024, 15:16

Liebe Gadi,

Dein Wort zum Dienstag ist auch wieder so zutreffend! Manchmal lernen wir Gutmütigen nur durch unsere eigenen Fehler. Aber wir lernen!
Und ja, auch mein Mitgefühl für die Betroffenen ist grundsätzlich überwiegend, unabhängig davon, welche Entscheidungen ich im Einzelfall vielleicht für mich selbst treffen würde.


Liebe Toastie,
ich denke die Beznesser haben in Wirklichkeit schon eine Ahnung von Empathie [...] Sie studieren diese menschlichen Fähigkeiten nämlich
Da ist was dran. Leider weiß ich nicht mehr, wo ich das gehört habe (war ein ernst zu nehmender Video-Bericht). Auch in Schauspielerkreisen soll es so sein, und Beznesser sind höchst talentierte Schauspieler. Gefühle, die bei ihnen nicht ausgeprägt oder nicht vorhanden sind, schauen sie sich von Anderen ab, mit allen Möglichkeiten des Ausdrucks, inklusive Mimik. Und dann spielen sie es nach.
Aber: Unser gesundes Bauchgefühl können auch die besten Schauspieler auf Dauer nicht unterdrücken, der eigene Bauch meldet sich vehement, irgendwann, früher oder später.

Liebe Grüße Euch beiden und allen, die mitlesen.
Striv
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StrivingForLight
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von StrivingForLight » 16.07.2024, 15:18

Liebe biankamaria und liebe Bini,

auch Euch wünsche ich auf dem leidvollen Weg Eures Mitgefühls für Eure Freundinnen alles Gute und einen gangbaren Weg, es für Euch erträglicher zu machen. Leider weiß ich dazu nichts Tröstliches zu sagen, was nicht schon geschrieben wurde.

Herzliche Grüße
Striv
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chavah
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von chavah » 17.07.2024, 09:47

Jeder, wirklich jeder kann auf einen Betrüger oder auch einen anderen Straftäter reinfallen. Das ist die eine Seite dieser klassischen Problematik. Aber viel prägender und entscheidender ist doch auch, wie das "Opfer" mit dieser Situation umgeht. Und wenn da in akzeptabler Zeit trotz Erkenntnis, was abgeht, sich nichts ändert, dann muss man sich eben auch mit der Persönlichkeit des Opfers beschäftigen. Da ist dann nicht nur oder nicht mehr Hilfe vom Umfeld angesagt, weil, es nutzt nichts. Da ist angesagt, weitere Opfer zu vermeiden, andere dürfen dann nicht mehr reingezogen werden und auch Schaden nehmen. Also, die Gewichtung ändert sich bzw. sollte sich ändern.

Mal aus einem anderen Bereich eine identische Problematik. Ein Fall, in welchem ich sehr freundlich aber konsequent erklärt habe, das "Opfer" müsse erst einmal mit sich selbst klar kommen. Frau mit 2 relativ kleinen Kindern, inzwischen Grundschuldalter, kommt vom Ehemann schwer misshandelt in ein Frauenhaus, ich soll helfen. Tue das, er der Wohnung verwiesen, sie kann mit Kindern zurück. Er steht mit einer roten Rose vor der Tür ...... Einige Monate später, dasselbe Szenario, wieder der ganze Hilfszirkus angeleiert ("die arme Frau"). Da dann endlich endgültige Trennung. Neuer Lover schnell da, kurze Zeit später, nächtlicher Anruf bei mir, er habe sie so furchtbar verprügelt, ich die Polizei eingeschaltet, wieder Frauenhaus, alles tanzt um die Frau, sie wird bemitleidet ohne Ende. Sie versöhnt sich. 6 Monate später derselbe Zirkus. Endgütige Trennung. Und aktuell: neuer Mann, er prügelt, ja, sie habe ihm aber verziehen, sei zurück gekehrt. Aber jetzt gehe es nicht mehr, ich wäre doch schon mal so erfolgreich für sie gewesen. Und natürlich, da scharrt wohl auch schon ein Neuer mit den Hufen. Der sei zwar noch verheiratet, aber das sei eine ganz böse Frau, die ihn beschuldigen würde, sie verprügelt zu haben, natürlich völlig zu unrecht .....

Worauf ich hinaus will: ab einem gewissen Punkt muss das Opfer und sein Verhalten verstärkt in die Beurteilung der Situation einfließen. Und ab da ist für mich der Punkt, wo ich meine, dass das Verhindern weiterer Opfer Priorität hat.

Chavah

Bini
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von Bini » 18.07.2024, 09:08

Chavah, Du sprichst mir aus der Seele. Wenn ich hier lese, dass „nur“ die bösen Beznesser schuld sind und die Frauen das arme „Opfer“, das geht leider so nicht auf. Ich habe dann immer noch ein schlechtes Gewissen, nicht genug für meine Freundin getan zu haben. Vor allem bei deiner Beschreibung: die armen Kinder dieser Frau. Sie werden ständig traumatisiert. Und genau das denke ich auch bei Freundinnen und Angehörigen. Es ist einfach nicht in Ordnung, andere in den Bezness Sumpf mit reinzuziehen und dadurch psychisch zu schädigen. Das ist richtig krank. Und da kann ich irgendwann auch nicht nur dem Beznesser die alleinige Schuld geben. Diese „Opfer“ sind Frauen mit Bildung, guten Berufen, meist wesentlich älter als der Beznesser. Diese „Opfer“ wissen meist gut über Bezness Bescheid. Lesen oft hier auf den Seiten. Dann sind es Frauen, die psychologische Hilfe in Anspruch nehmen können. Aber nein, sie gehen nicht zum Psychologen, die beste Freundin soll herhalten. Trotzdem lassen sie sich jahrelang vom Beznesser ausbeuten, sogar misshandeln und belasten damit immer wieder ihre Angehörigen/Freunde. Und dann wird es manchmal so dargestellt, als wenn die „Bösen Freundinnen“ sich abgewendet haben. Ich finde auch, dass noch viel differenzierter berücksichtigt werden muss, dass manche „Beznessopfer“ ganz brutal auch andere schädigen. Ob bewusst oder unbewusst ist erstmal egal. Da kann man sich als Freundin wirklich nur selbst retten. Weil der Bezness Zunami des Opfers nie vom Opfer beendet wird.

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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von gadi » 18.07.2024, 20:29

biankamaria hat geschrieben:
06.07.2024, 22:10
Ich möchte nicht, das sie leidet, sicher nicht, ich möchte für sie das aller beste, sie ist meine Schwester , meine beste Freundin. Ich werde sie nie verlassen, auch wenn ich mich gerade rausziehe [...]. Aber ich werde immer da sein, wenn sie ihn verlässt und mich braucht. Wie ihr schon geschrieben habt, es ist wie eine sucht und er ist ihre Droge. Leider. Ich hoffe die Zeit wird ihr zeigen was es wirklich ist. Eine Verirrung .
Danke biankamaria für deine differenzierten und wohltuenden Zeilen. Mir geben deine Worte das Gefühl, dass du gut auf dich achten kannst ohne deine Freundin zu verdammen. Sollte sie deine Zeilen lesen, wird ihr das Kraft geben (gerade weil du so entschieden bist bzgl. deinem momentanen Rückzug und aber auch deiner Freundschaft zu ihr) und sie nicht noch weiter runterziehen.

Und danke, dass du keine Täter-Opfer-Umkehr betreibst, keine Opferschelte und dadurch eine Verstärkung des Leides bei Menschen wie deiner Freundin verhinderst. Rückzug ist ratsam. Wütend sein (auch mal auf die Freundin) ist menschlich und absolut nachvollziehbar. Wiederkehrendes Schelten, Nachtreten, in die Nähe von Sex-Tourismus rücken, lächerlich machen usw. ist etwas ganz anderes.
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von Toastie » 19.07.2024, 13:41

Bini hat geschrieben:
18.07.2024, 09:08
Chavah, Du sprichst mir aus der Seele. Wenn ich hier lese, dass „nur“ die bösen Beznesser schuld sind und die Frauen das arme „Opfer“, das geht leider so nicht auf. Ich habe dann immer noch ein schlechtes Gewissen, nicht genug für meine Freundin getan zu haben. Vor allem bei deiner Beschreibung: die armen Kinder dieser Frau. Sie werden ständig traumatisiert. Und genau das denke ich auch bei Freundinnen und Angehörigen. Es ist einfach nicht in Ordnung, andere in den Bezness Sumpf mit reinzuziehen und dadurch psychisch zu schädigen. Das ist richtig krank. Und da kann ich irgendwann auch nicht nur dem Beznesser die alleinige Schuld geben. Diese „Opfer“ sind Frauen mit Bildung, guten Berufen, meist wesentlich älter als der Beznesser. Diese „Opfer“ wissen meist gut über Bezness Bescheid. Lesen oft hier auf den Seiten. Dann sind es Frauen, die psychologische Hilfe in Anspruch nehmen können. Aber nein, sie gehen nicht zum Psychologen, die beste Freundin soll herhalten. Trotzdem lassen sie sich jahrelang vom Beznesser ausbeuten, sogar misshandeln und belasten damit immer wieder ihre Angehörigen/Freunde. Und dann wird es manchmal so dargestellt, als wenn die „Bösen Freundinnen“ sich abgewendet haben. Ich finde auch, dass noch viel differenzierter berücksichtigt werden muss, dass manche „Beznessopfer“ ganz brutal auch andere schädigen. Ob bewusst oder unbewusst ist erstmal egal. Da kann man sich als Freundin wirklich nur selbst retten.
Liebe Bini,
ich verstehe deine Wut sehr gut. Aber du musst diese m.M.n. wirklich angehen! Sie tut dir nicht gut! :cry:
Wenn man deiner Logik folgt, dass in einer "toxischen Beziehung" wie bei Bezness nicht nur die Frauen das "arme Opfer" sind, dann müsste man dir ja auch eine Teilschuld geben, dich nicht aus der Freundschaft mit deiner Ex-Freundin gelöst zu haben? Das war schon lange Zeit keine Freundschaft mehr, du wurdest als Psychologin missbraucht und musstest dir abscheuliche Dinge anhören, die dich sicher in große Ängste versetzt haben und einen großen Schock ausgelöst haben! :cry: Du hast gespürt, dass es dich (und ev. andere in deinem engsten Kreis, da es dir ja nicht gut getan hat) psychisch schädigt und bist trotz allem weiter in dieser Beziehung geblieben. In gewissem Sinn, hast du dich hier am Forum dann auch an anderen "Opfern" abreagiert, wenn dich deren Worte oder Taten an die Deiner Ex-Freundin erinnert haben. Du hättest ja auch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen können? Im Prinzip ist so eine Freundschaft, wo man zum psychologischen Müll-Eimer gemacht wird ja auch eine Selbst-Misshandlung/Schädigung, von der man sich schleunigst befreien müsste, bevor andere (Familie, Freunde, etc.) in diesen "Sumpf" mitteingezogen werden. Vielleicht hinkt mein Vergleich ja aber womit ich dir Recht geben muss ist, dass diese Beziehungen viel differenzierter betrachtet werden sollten. Man muss sich immer zuerst selbst retten, bevor man andere retten kann. Es ist genau wie bei den Anweisungen im Flugzeug, zuerst sich selbst die Sauerstoff-Maske aufsetzen, dann den anderen! :wink:
Bini hat geschrieben:
18.07.2024, 09:08
Weil der Bezness Zunami des Opfers nie vom Opfer beendet wird.
Das stimmt nicht! Viele andere und ich haben uns selbst von Bezness befreit. Es war ein harter Kampf und wir haben Federn gelassen. Es wäre viel einfacher gewesen (im Moment) den vermeintlich "süßen Traum" weiterzuleben und in einer Traumwelt zu verharren. Trotzdem kämpfen sich da viele raus, weil sie lieber die harte Wahrheit leben als die verführerische Lüge! :wink:
Liebe Grüße,
Toastie
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von gadi » 19.07.2024, 16:05

Liebe Toastie,

ich finde es klasse, wie du es mit deinem Vergleich versuchst möglich zu machen, dass Bini sich besser in die Situation ihrer Freundin/Ex-Freundin hineinversetzen kann.
Jeder Vergleich "hinkt", mal mehr, mal weniger. Ansonsten wäre es ja kein Vergleich, sondern eine Gleichsetzung.
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Re: Eine Frage zu einer Freundin

Beitrag von Bini » 19.07.2024, 17:22

Tja, dann stimmt ja wohl mit mir einiges nicht, weil ich meiner Freundin helfen wollte. Okay, wenn Du das so siehst, machst Du es Dir auch sehr einfach. Dann muss ich wohl zum Psychologen und nicht meine Freundin. Okay.
Die Gleichung „böser Beznesser“ und „armes unschuldiges Opfer“ geht für mich trotzdem nicht auf. Es gibt noch so viel dazwischen. Und ich finde es gerade in den langjährigen Bezness Beziehungen berechtigt, dass Angehörige und Freundinnen auch das Recht haben dürfen, wütend und enttäuscht auch auf das Opfer zu sein.

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