Hilfe …. Wie versteht man, ob Bezness oder nicht?

[Moka]

Hallo zusammen, ich bin wirklich am verzweifeln.
Ich habe keine Ahnung, ob meine Beziehung mit einem Samburu (Kenianer) ein Bezness ist oder nicht. Ein Tag bin ich sicher, dass er der Man meines Lebens ist, der Tag danach bin ich sicher dass alle fake ist. Ich weiß wirklich nicht. Ich schicke seit mehr als ein Monat kein Geld mehr. Wird es helfen zu verstehen?

Und wenn es tatsächlich ein Bezness ist, wie kann ich davon wegrennen. Aktuell kann ich mich nicht vorstellen es zu machen. Ich habe nicht die Kraft dafür.
Ich hatte Krebs und hatte ihn kürz vorher in Kenya kennengelernt. Diese Person war während mein Krebszeit die einzige Hoffnung, die ich hatte, er war der Grund, um den blonden Krebs zu besiegen. Er hat mir Kraft gegeben. Als ich wieder reisen durfte bin ich zu Ihm geflogen. Ich habe es für einen Jahr geträumt. Es war fantastisch…. Mein Bauchgefühl sagt mir aber, dass etwas nicht stimmt. Ich habe keine Ahnung was real ist und was es fake ist. Mir geht’s psychisch wirklich sehr schlecht.
Ich hoffe hier Unterstützung und gute Tipps zu bekommen.

[Cimmone]

Guten Morgen Moka,

Herzlich willkommen im Forum 1001 Geschichte.
Das Team wünscht Dir einen erhellenden Austausch.

[Cimmone]

Unabhängig jetzt ob Bezness oder nicht, würde ich die Schwankungen von Vertrauen ins Misstrauen ernst nehmen.

Du sagst, Du hast seit einem Monat kein Geld mehr geschickt.
Hast Du vorher Geld geschickt?

Es ist nicht einfach, wenn jemand für einen da war, als es schlecht ging, und dann ändert sich das Gefühl, einen klaren Strich zu ziehen. Da ist dann Dankbarkeit, das Gefühl, Wiedergutmachung leisten zu müssen.
Die Frage ist, wann ist es genug?

Vielleicht erzählst Du ein bisschen mehr, damit ein klarere Bild entsteht.

[Toastie]

Hallo zusammen, ich bin wirklich am verzweifeln.
Ich habe keine Ahnung, ob meine Beziehung mit einem Samburu (Kenianer) ein Bezness ist oder nicht. Ein Tag bin ich sicher, dass er der Man meines Lebens ist, der Tag danach bin ich sicher dass alle fake ist. Ich weiß wirklich nicht. Ich schicke seit mehr als ein Monat kein Geld mehr. Wird es helfen zu verstehen?

Und wenn es tatsächlich ein Bezness ist, wie kann ich davon wegrennen. Aktuell kann ich mich nicht vorstellen es zu machen. Ich habe nicht die Kraft dafür.
Ich hatte Krebs und hatte ihn kürz vorher in Kenya kennengelernt. Diese Person war während mein Krebszeit die einzige Hoffnung, die ich hatte, er war der Grund, um den blonden Krebs zu besiegen. Er hat mir Kraft gegeben. Als ich wieder reisen durfte bin ich zu Ihm geflogen. Ich habe es für einen Jahr geträumt. Es war fantastisch…. Mein Bauchgefühl sagt mir aber, dass etwas nicht stimmt. Ich habe keine Ahnung was real ist und was es fake ist. Mir geht’s psychisch wirklich sehr schlecht.
Ich hoffe hier Unterstützung und gute Tipps zu bekommen.

Hallo Moka und herzlich Willkommen!
Es tut mir leid, dass du solch eine schwierige Zeit mit der Erkrankung hattest und nun so im Zweifeln bist, ob derjenige, der da hilfreich als einziger Hoffnungsschimmer an deiner Seite war, überhaupt ehrlich zu dir ist. Das löst sicherlich ein sehr hässliches Gefühl aus und es ist verständlich, dass es dir nun einmal den Boden unter den Füßen wegreißt!

Diese Verknüpfung "einzige Hoffnung" mit einem Menschen ist, denke ich, immer sehr gefährlich. Vielleicht ist Vieles aufgrund der Notsituation einfach nur Interpretation bzw. Wunschdenken aufgrund der automatisch empfundenen Hilflosigkeit oder Einsamkeit. Vielleicht wären auch andere Menschen für dich da gewesen, wenn du deine Hand statt nach ihm nach ihnen ausgestreckt hättest? Ich denke, dass er zufällig da war und dich dann durch diese harte Zeit begleitet hat. Das ist ehrenwert für ihn als Menschen, aber auch irgendwie ziemlich normal. Also ich denke, ich würde jemanden auch nicht verlassen, wenn ich höre, dass er Krebs hat! Besonderen Applaus würde ich mir dafür jedenfalls sicher nicht erwarten! Die Geldzahlungen würde ich sicher einmal sofort einstellen, dann kann man schon einmal besser sehen, ob die Freundschaft/Liebe auch noch Bestand hat, wenn es keine einseitigen materiellen Zuwendungen in der Beziehung gibt. Für Liebe oder Freundschaft sollte niemand bezahlen müssen! Wenn diese nicht echt ist, und nur von Geld abhängig, ist sie leider wenig wert! Und dann höre mal in dich hinein, das Bauchgefühl meldet sich meist sehr deutlich, in Form von Bestätigung und Sicherheit oder eben Zweifeln und Unsicherheit!
Alles Liebe und erst mal ein kleines Trostpflaster!
Toastie

[omega]

Guten Tag Moka

Du bist involviert in die Kultur der Samburu?
Mein Onkel (und ein Bekannter) ist/sind in diesem Gebiet Entwicklungshelfer.

Gehört er der Gruppe der (inzwischen) sesshaften Samburu oder der immer noch (teilweise) nomadisch lebenden Samburu an?

Es handelt sich hierbei um eine Männergesellschaft. Frauen sind nicht viel wert, bzw. haben bei Heirat oder ähnliches nicht viel mitzureden und haben sich dem Mann zu fügen. Mehrere Ehe-Frauen sind dort normalerer Usus für Männer.
Selbverständlich sind die Frauen im Genitalbereich beschnitten, bei den Samburu kurz vor der Ehe, bei den Massai bereits in der Kindheit. Samburu und Massai sind nah verwandte Gruppen.

Bei den Massai ist es üblich, dass der Mann der Familie der Frau eine komplette Rinderherde als Brautpreis zahlt - also nicht wie bei Dir, dass der Mann das "Geld" der Frau verwendet. Inwiefern das bei den Samburu üblich ist, kann ich nicht sagen, allerdings sind die beiden Gruppen sehr nah verwandt.
Ein Mann kann soviele Frauen haben (bei den Massai) wie er Rinder bezahlen kann. Eine, zwei, 3 , 4 oder mehr Frauen.

Frauen sind im sozialen Stand also auf dem Niveau eines Rindes und erhöhen das Prestige eines Mannes. Je mehr Rinder und Frauen, desto höher das Ansehen bei den Samburu.

Mein Onkel erzählt auch, dass die Männer oft "betrunken" sind und die Frauen die Arbeit verrichten, Wasserholen, Kinder, Feldarbeit (die sesshaften Samburu sind inzwischen auf Landwirtschaft angewiesen, weil sie ihrerseits von der Regierung in Kenia und Tansania ihrer Ländereien "beraubt" werden und deswegen nur noch eingeschränkt traditionelle Viehzucht betreiben können).

Ferner ist es Pflicht, sich um die Verwandtschaft zu kümmern. Die jungen Männer dort (Frauen kommen selten dazu, dort zum Zuge zu kommen, nur wenn sie sich von den Männern oder Familien trennen) schaffen es ganz oft nicht, sich sozial zu entwickeln, also aufzusteigen, auch finanziell nicht. Alles was erwirtschaftet wird, "muss" der junge Mann an die Verwandtschaft abgegeben. Dort wird geteilt .......und zwar konsequent. Den jungen Männern dort fällt es immens schwer, dort mit dieser Tradition zu brechen. Selbst junge Ärzte, die in einer Missionsschule ausgebildet wurden, kämpfen oftmals und sehr lange damit, dass Geld / die Einkünfte für sich zu behalten und dadurch für die eigene Familie sorgen zu können.
Auch daran solltest Du denken ........

Auch kommt es immer wieder zu Übergriffen gegenüber Frauen, ganz einfach, weil sich Männer dort "ihr Recht nehmen", bzw. weil Frauen "weniger" wert sind.


Gruß omega

[gadi]

Hallo Moka und willkommen auch von mir!

Meine Vorschreiberinnen haben jede auf ihre Weise/aus ihrem Blickwinkel meiner Meinung nach wirklich sehr treffende Beiträge geschrieben, omega hat sogar spezielles Fachwissen direkt aus ihrem Bekanntenkreis über die entspechende Kultur hier eingebracht.

Diesen Beiträgen kann ich momentan nichts hinzuzufügen und möchte mich deshalb der Aufforderung von Cimmone anschließen und dich bitten bzw. fragen, ob du nicht ein wenig mehr erzählen magst, damit das Forum deine Frage "Wie versteht man, ob Bezness oder nicht?" besser beantworten/deine Beziehung zu diesem Mann besser einschätzen kann.

Ich wünsche dir herzlich einen einigermaßen erträglichen/ruhigen/entspannten Abend.

[Corinna]

Hallo Moka,

ich würde es auch begrüßen, wenn Du etwas mehr erzählen würdest. Dann können wir besser auf Deine Situation eingehen. Folgendes ist mir aber sehr aufgefallen:

Du schreibst:

" Und wenn es tatsächlich ein Bezness ist, wie kann ich davon wegrennen. Aktuell kann ich mich nicht vorstellen es zu machen. Ich habe nicht die Kraft dafür.“

Wir haben alle viel mehr Kraft, als wir glauben. Die Tatsache, daß Du Dich auf die Suche gemacht hast und versuchst Deine Situation zu klären ist ein Beweis. Ich denke, daß Du hier gute und freundliche Unterstützung bekommen wirst.

Sollte das für Dich im Moment nicht ausreichend sein, könntest Du Dir auch noch psychologische Unterstützung holen. Deine Krebskrankheit hat doch wahrscheinlich nicht nur Auswirkungen auf Deinen Körper, sondern auch auf Deine Psyche gehabt und hat es wahrscheinlich immer noch.

Sei hier willkommen. Ich wünsche Dir, daß Du jetzt schon Deine Kraft zu schätzen weißt. Die meisten Menschen können viel mehr als sie sich zutrauen. Du hast eine schwere Zeit hinter Dir, aber es gibt auch gute Zeiten. Vielleicht ist Dein Schritt hier zu lesen und zu schreiben der entscheidende Wendepunkt.

Alles Gute
Corinna

[Moka]

Vielen Dank an alle für die süße Worte. Ich fühle mich hier verstanden.
Nach mehr als ein Jahr zusammen kenne ich mich relativ gut aus mit der Traditionen der Samburu. Das viel Trinken habe ich leider auch erlebt. Ich habe auch dort in der Manyatta ohne Strom, Wasser usw. gelebt.
Der Krebs hat bestimmt alles kompliziert gemacht beziehungsweise hat mich mehr psychisch „fragile“ gemacht. Sodass ich vielleicht an eine Love Story geglaubt habe, die gar nicht existiert und mit nur vorgespielt wurde.
Heute hatte ich einen sehr schweren Tag…
Sein Kind war im KH. Er hat mir Fotos geschickt und ich habe him wieder 30€ geschickt. Danach habe ich mich wirklich dumm gefühlt. Das es sein Kind krank ist, ist sicher. Ich habe ihn in Videocall gesehen und ein 2,5 Jährige kann nicht vormachen. Ich fühle mich dumm, da ich schon wieder bin, die seine Probleme löst.
Jetzt bin ich sehr müde. Morgen probiere ich euch ein paar Infos mehr zu geben. Es ist nicht einfach, weil in einem Jahr viel passiert ist. Viel Schönes aber auch viele Sachen, die mir eigentlich sagen sollten, dass er nur Geld braucht und nicht meine Liebe. Ich habe ihm immer wieder verzeiht….

[omega]

.

Guten Morgen Moka

Nach mehr als ein Jahr zusammen kenne ich mich relativ gut aus mit der Traditionen der Samburu.

Ich habe auch dort in der Manyatta ohne Strom, Wasser usw. gelebt.

Dann sollte Dir klar sein, wer das Haus gebaut hat, in dem Du gewohnt hast?
Hausbau ist Sache der Frauen.
Jede der vielen Frauen, die dort ein Mann "besitzt" (ja, ich drücke es so aus), hat ein eigenes Haus .....das sie selbst gebaut hat. Im Alleingang, ohne Hilfe des Mannes. Oftmals hilft eine Nachbarin.
Eine Nachbarin deswegen, weil Frauen dort einen Mann "zugewiesen" bekommen und mit diesem anschliessend in sein Haus / Dorf ziehen. Dieser Mann stammt definitiv nicht aus der Umgebung sondern von weiter her und nimmt die Frau "mit". Jede seiner Ehefrauen hat eine eigene Hütte, die sie selbst gebaut hat.

Wer also hat das Haus gebaut, in welchem Du gewohnt hast ....und .... wo ist "seine" Frau abgeblieben bzw. die Frau, die zu diesem Haus "gehört"?
Ohne Frau kein Haus !

Es ist bei den Massai üblich, dass ein (männlicher) Gast eine dieser Ehefrauen "zugeteilt" bekommt. Die Frau wird nicht gefragt, ob sie das möchte. Der Gast-Mann muss dazu nur seinen Wunsch äussern, der ihm nicht verwehrt wird. Er nächtigt dann mit dieser Frau in "ihrem" Haus.
Warum ich das erzähle kommt ein paar Sätze weiter unten.

Ich habe auch dort in der Manyatta ohne Strom, Wasser usw. gelebt.

Eine Frau nächtigt einfach in einer Hütte, die sie nicht gebaut hat. Obwohl Frauen dort praktisch nie ihre Umgebung verlassen, fremde Männer nach belieben zugeteilt bekommen und ansonsten keine / nicht viele Rechte haben? Für wirklich alles zuständig sind und die Männer oftmals betrunken vor der Hütte herumlungern?

Weil Du eine Weiße bist, weil Du priviligiert bist, weil Du .....Geld hast.

Reich ist man dort schon, wenn man sich eine "Cola" kaufen kann oder ein Bier aus der Flasche. Nicht das selbstgemachte Bananen-Bier, sondern "richtiges" Bier. (das übrigens die Frauen gebraut haben - dazu wird Banane im Mund zerkaut, damit es fermentiert und zu sich Alkohol vergären lässt ....selbst das Bier brauen die Frauen dort, neben all den anderen Tätigkeiten).

Der Krebs hat bestimmt alles kompliziert gemacht beziehungsweise hat mich mehr psychisch „fragile“ gemacht. Sodass ich vielleicht an eine Love Story geglaubt habe, die gar nicht existiert und mit nur vorgespielt wurde.

Es gibt keine Love-Story.
Frauen werden dort "zugeteilt". Frauen sind dort "Gebrauchsgegenstand". Um den Männern ein angenehmes Leben zu bereiten.

Sein Kind war im KH. Er hat mir Fotos geschickt und ich habe him wieder 30€ geschickt.

Woher möchtest Du wissen, dass es sein Kind war?
Frauen haben die Kinder sogar bei der Feldarbeit mit dabei, weil sich die Männer nicht darum kümmern.
Wo ist die Mutter?

Speziell bei den Samburu machen Männer "jungen" Frauen Geschenke in Form von Schmuck. Das ist der "Preis" dafür, um sie sexuell "benutzen" zu können/dürfen.
Deswegen gibt es viele ungewollte Schwangerschaften schon vor der Ehe. Meistens werden die Frauen zur Abtreibung genötigt, jedoch nicht immer.

Wo also ist die Mutter dieses Kindes?
Und ..... wer ist der Vater dieses Kindes?
Wieviel "Gäste" hatte die Mutter des Kindes schon in ihrer Hütte?

und ich habe him wieder 30€ geschickt.

Falls Du eine "gute Tat" vollbringen willst und um Dir die Relation zu diesen EURO 30,- aufzuzeigen (die Du ja vielleicht schon weisst, weil Du ja Erfahrung hast vor Ort - jedoch nur nocheinmal, um es Dir in schriftlichen Worten vor Dein Auge zu führen)

Genau weiss ich es nicht mehr, aber ich glaube mich daran zu erinnern, dass ein (oder 2 ?) Jahre Schule dort 100,- Schilling kosten (es ist nochmal ein Unterschied zu Schilling Tansania und Schilling in Kenia. Tansania hat eine weitaus höhere Geldentwertung).
Mit diesen EURO 30,- hättest Du alle Mädchen im Dorf ein Jahr lang (oder 2 Jahre lang?) zur Schule schicken können und sie damit ein Stück befreien können von Zwangs-Ehe und genitaler Beschneidung. Mit EURO 100,- hättest Du alle diese Frauen gänzlich unabhängig gemacht. Mit einer derartig langen Schulbildung (4 Jahre) hätten sie sicherlich in einem dieser Krankenhäuser oder Missions-Einrichtungen eine Anstellung erhalten. Wer dort Lesen und Schreiben kann ist weitestgehend unabhängig von den Männern.
Eine Ausbildung zur Facharbeiterin (eigene kleine Kaffeeplantage / Bananenplantage in einer Frauen-Kommunen-Landwirtschaft oder als Näherin /Schneiderin) kostet vom ersten Schultag bis zur Gesellenprüfung ca. EURO 500,- . Soweit ich mich erinnere ist dann aber wirklich alles enthalten, also auch die Verpflegung. Diese Sachen gibt es dann meistens in den hier bei uns bekannten "Dritte-Welt-Läden" zu kaufen.

Soviel wert sind Deine EURO 30,- ....es ist dort ein Vermögen.

Du weisst auch, dass die Krankenhäuser bzw. die medizinische Grundversorgung dort kostenlos ist?

Das es sein Kind krank ist, ist sicher.

Warum bist Du Dir sicher? Vor allem in dieser derart strukturierten Kultur mit den Verhältnissen Mann zu Frau und zu Kind?

Ich habe ihm immer wieder verzeiht….

Das müssen "dort" alle Frauen ....weil sie es müssen. Du hast das Privileg - Du musst nicht.



Gruß omega
.

[Corinna]

Guten Morgen Moka,

mir ist etwas zu meiner damaligen Situation eingefallen, als ich Deine Zeilen gelesen habe.

Ich habe damals – zum Glück – während meiner Bezness – Zeit, aber auch danach -, sehr viel aufgeschrieben. Dort, wo es besonders schwierig oder konfus oder unklar war, habe ich einfach Stichpunkte aufgeschrieben (auf dem PC) und sie später in eine Ordnung/ Reihenfolge gebracht.

Diese Methode war für mich sehr entlastend und klärend.

Und noch eine Bemerkung zum Verzeihen ganz allgemein:

So etwas wird ja oft als positiv angesehen. Dabei werden die gewaltvollen Seiten – gegen sich selbst – zum Teil ausgeblendet.

Schönen Tag
Corinna

[Moka]

Danke Corinna. Das ist eine sehr gute Idee! Ich werde es machen. LG m

[Anaba]

@Omega

Danke für die interessanten Einblicke, die du uns gegeben hast, liebe Omega.
Viele Frauen wissen kaum etwas über die Länder der Unguten.
Das ist auch einer der Gründe, dass sie auf einen Beznesser reinfallen.

[Moka]

Liebe Omega,
Danke für Deine Nachricht und die interessante Infos.
Ich kenne mich mit Massai uns Samburu (die Kultutren sind sehr endlich aber nicht identisch) relativ gut aus. Meiner beste freund ist ein Massai Ich war dort als Entwiclungshelfer und bin dabei noch ein Projekt dort zu starten.

Was Du über Samburu sagst stimmt alles, obwohl in den jungen Generationen etwas sich langsam ändert.
Die Hütte, wo die Frauen nächtigen kenne ich von Früher. Jetzt gibt´s es weniger. Es stimmt aber, das die Männer Ihre Frauen kaufen und sie dann ihnen gehören.
Die aktuelle "Moran-Generation" trinkt praktisch kein Alchool und kaut keine Miraa, soviel ich sehen könnte, als ich dort war.
Die Person, mit dem ich ein "Bezihung" habe, gehört aber zur "alte Generation". Du weißt, dass dort das Wort Generation eine andere Bedeutung als hier hat. Die "alte Generation" sind die letzte Moranen, die aber jetzt nicht mehr Moran sind und schon verheiratet sind. Und in diesem fall es stimmt, dass in der Generationen des Mannes mit dem ich eine Bezihung hab, viele Männer trinker. Die Meisten in dieser Generation haben aber nur eine Frau.

Hausbau ist Sache der Frauen.
Jede der vielen Frauen, die dort ein Mann "besitzt" (ja, ich drücke es so aus), hat ein eigenes Haus .....das sie selbst gebaut hat. Im Alleingang, ohne Hilfe des Mannes. Oftmals hilft eine Nachbarin.
Eine Nachbarin deswegen, weil Frauen dort einen Mann "zugewiesen" bekommen und mit diesem anschliessend in sein Haus / Dorf ziehen. Dieser Mann stammt definitiv nicht aus der Umgebung sondern von weiter her und nimmt die Frau "mit". Jede seiner Ehefrauen hat eine eigene Hütte, die sie selbst gebaut hat.
Wer also hat das Haus gebaut, in welchem Du gewohnt hast ....und .... wo ist "seine" Frau abgeblieben bzw. die Frau, die zu diesem Haus "gehört"?
Ohne Frau kein Haus !

Sein Haus wurde von seiner Frau gebaut. Er war verheiratet als wir uns kennengelehrt haben. Sie haben zwei Kinder. Ich habe sie alle vor mehr als ein Jahr kennengelehrt. Dann hat er sich mit seiner Frau gestritten, weil sie ihm betrogen hat und er hat sie zurück zu Ihrem heltern geschickt. Das geht beim Samburu. Wenn er sie wieder will, kann er sie jederzeitwieder holen da es sie gekauft hat.
Die Kinder sind Ihre gemeinsame Kinder. Da aber die Frau zurückgeschikt würde, gehören jetzt die Kinder dem Papa, da er für die Frau bezahlt hat. Wenn er die frau zuruck geschickt hätte bevor sie ihm Kinder gegeben hätte, hätte er die Kuh zurückbekommen.
Die Mama von ihm, die in der nähe wohnt, kümmert sich um die Kinder.

Ob es alles stimmt, dass die Frau wirklich weg ist und sich nicht beim Nachbarhaus für ein paar Wochen versteckt hat, kann ich naturlich nicht 100% wissen.
Zum Hausarbeit, muss ich sagen, dass, als ich da war, er für mich gekocht hat und meine Wäsche handgewaschen hat. Er meint, dass er gerade, alles allein macht, seit wann die Frau nicht mehr da ist. Es scheint mir auch so, dass er mit hausarbeit sehr vertraut ist.

Falls Du eine "gute Tat" vollbringen willst und um Dir die Relation zu diesen EURO 30,- aufzuzeigen (die Du ja vielleicht schon weisst, weil Du ja Erfahrung hast vor Ort - jedoch nur nocheinmal, um es Dir in schriftlichen Worten vor Dein Auge zu führen)
Mit EURO 100,- hättest Du alle diese Frauen gänzlich unabhängig gemacht. Mit einer derartig langen Schulbildung (4 Jahre) hätten sie sicherlich in einem dieser Krankenhäuser oder Missions-Einrichtungen eine Anstellung erhalten. Wer dort Lesen und Schreiben kann ist weitestgehend unabhängig von den Männern.

Ich bezahle die Schulgebühre für 3 Mädchen schon seit Jahren und unterstutze Mädchen dort in verschiedene Art und Weise. Die sind ""gute Täte", die ich gerne Machen und haben nicht zwingend etwas mit meiner Beziehung zu tun.

Zusätzlich zu andere Leuten und Schule, unterstutze ich auch diesen Mann und seine Kinder, weil ich es möchte und nicht, weil er mich zwingt.
Am Anfang habe ich nur Geld geschikt mit dem er essen, Ziege gekauft hat. Ich habe auch die KH Kosten der Frau getrage als sie schwanger ein Kind verloren hat. Dann habe ich ihm eine sehr alte Motorrad zur verfügung gestellt mit dem er als "Taxifahrer" Geld verdient. Im Regenzeit oder wenn extra Kosten gibt´s unterstutze ich wieder.
Wie gesagt, auch dort ist das leben etwas teuer, als ich mich vorgestellt hatte.
Das Problem für mich ist nicht das Geld. Geld war für mich nie wirklich wichtig und jetzt nach der Krankheit, hat noch weniger wert.
Die Frage ist,
Ich frage mich, "Ist das Liebe oder nur Bezness"? In den letzten paar Monaten gibt´s Dinge, die mir zu denken geben....

[gadi]

Ich war dort als Entwiclungshelfer und bin dabei noch ein Projekt dort zu starten.

So viele Entwicklungshelfer in der Umgebung des Forums. Zuerst der Onkel und ein Bekannter von omega, und nun auch du, liebe Moka. Die Welt ist wirklich klein. Auch dir vielen Dank für die interessanten Infos aus erster Hand.

Meiner beste freund ist ein Massai

Das trifft sich ja sehr gut und kann nur hilfreich sein. Was sagt er denn zu der Frage "Liebe oder Bezness"?

[Corinna]

Hallo Moka,

Du schreibst: "

Das Problem für mich ist nicht das Geld. Geld war für mich nie wirklich wichtig und jetzt nach der Krankheit, hat noch weniger wert.“

Mir ging hierzu folgendes durch den Kopf:

Ich glaube Dir, daß Deine Beziehung zu Geld so ist wie Du schreibst. Aber das ist nur ein Aspekt. Die Frage ist auch, wie Deine Zahlungen verstanden werden.

Ich schreibe dazu besser ein Beispiel. Das Beispiel ist vielleicht etwas überspitzt, damit deutlich wird worum es mir geht.

Also, für den Fall, daß ich ganz viel Geld habe, mehr als genug und dann jemanden treffe, der mir Komplimente macht mit dem Ziel mich auszunehmen. Ein Beznesser. Wenn der mir also die große Liebe vorspielt, ab und zu für bestimmte Probleme Geld braucht und ich es ihm gebe, dann ist es Bezness.

Weil Bezness bedeutet, jemanden in sich verliebt zu machen, um sich Vorteile zu verschaffen. Seien es Geschenke, sei es Sex, seien es Geldzahlungen, sei es eine Heirat, um einen Aufenthalt in Deutschland zu erhalten.

Wenn ich meinem Beznesser also ab und zu Geld gebe, wobei bei meinem großen Reichtum die Summen für mich unbedeutend sind, so werde ich trotzdem gebeznesst. Wenn nämlich mein Beznesser nichts Freundliches für mich empfindet, oder wenn er mich sogar abstoßend findet, für die finanziellen Zuwendungen mich aber in Kauf nimmt.

So funktioniert es ja bei Prostitution. Die Prostituierte verhält sich so freundlich wie es im Rahmen der Bezahlung nötig ist. Da ist es aber ehrlich. „Ich befriedige Deine sexuellen Bedürfnisse, nicht weil ich Dich mag, sondern weil es mein Job ist und Du mich dafür bezahlst.“

Dieses Beispiel soll nur deutlich machen, daß es zu wenig ist, wenn für Dich die Geldsummen nicht wichtig sind.

Und Du machst ja auch deutlich, daß es Dir um die Beziehung geht.

Magst Du genauer schreiben, was Dir in den letzten Monaten zu denken gab?

Schönen Abend
Corinna

[gadi]

So ist es, Corinna. Der Verlust von Geld ist eine Seite von Bezness. Vielleicht verliert ein Betroffener nicht viel Geld oder es macht ihm nichts aus, so wie bei Moka. Doch es ist ja bei Bezness nicht so, dass man Geld auf der Strasse verliert und ein Hilfsbedürftiger findet es, gibt es im Fundbüro ab und nach einer Weile (weil der Eigentümer sich nicht meldet) gehört es dem Hilfsbedürftigen und er verwendet es für einen guten Zweck.

Aus welchen Motiven die andere Seite handelt, darauf kommt es doch an. Lüge/Betrug oder nicht, das ist die Frage.

[Moka]

Liebe Corinna,
Du triffst genau den Punkt! Geld ist nicht das Problem. Das Problem ist wenn er mir sagst, dass er mich liebt, mit mir Sex hat, mir Komplimente macht usw. nicht weil er es mich liebt, sondern damit ich ihm Geld gebe.
Ich habe Momente in der ich sicher bin, dass er mich liebt, Momente in der mir klar ist, dass alles nur Fake ist. In den nächsten Tagen möchte ich eine Liste erstellen der Sachen, die mir denken lassen, dass es fake ist. Vielleicht hilft es. Wenn ich es gemacht habe, berichte ich euch dazu.
Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin blind oder besser, ich will es nicht sehen oder zugeben, dass er für mehr als einem Jahr alles mir vorgespielt hat und ich nicht verstanden habe, dass es nur fake war und ihn nur idealisiert habe.
In den letzten Jahren habe ich so viel durchgemacht, ich war sicher, dass ich jetzt dran bin glücklich zu sein.

[Moka]

Das trifft sich ja sehr gut und kann nur hilfreich sein. Was sagt er denn zu der Frage "Liebe oder Bezness"?

Am Amfang war er skeptisch. Er mag keine Samburu dann sind wir 3-4 Tagen zusammen zu dritt ins Urlaub gefahren. Dort hat er gemeint, dass wir so süß zusammen sind. Nach den letzten Woche ist er aber fast sicher, dass es Bezness ist, oder dass er mich mindestens nicht genug liebt, wie ich es verdient hätte.
Ich muss meine Gedanken anordnen… Ich kann nicht glauben, dass ich so dumm bin und him immer noch hinterher renne…..

[Corinna]

Liebe Moka,

Du schreibst: "

Ich habe Momente in der ich sicher bin, dass er mich liebt, Momente in der mir klar ist, dass alles nur Fake ist.

Das erinnert mich an die letzten Wochen meiner Beznesszeit. Es ist nicht genau dasselbe, aber es hat meiner Meinung nach eine Ähnlichkeit.

In den letzten Wochen meiner Beznesszeit – und zu dem Zeitpunkt wußte ich natürlich nicht, was ich jetzt rückwirkend weiß – habe ich mir überlegt, ob ich mich von meinem Beznesser trennen soll. Das Ergebnis war immer, daß ich es wollte. Da war ich ganz klar. Wenn ich ihn aber getroffen habe, dann war dies wie weggeblasen. Mir kam das immer komisch vor, weil ich nicht wankelmütig bin.

Ich hatte damals einmal zu einer Freundin gesagt, daß ich verzweifelt wäre. Das kam so plötzlich aus mir raus und ich war sehr überrascht darüber. Sie meinte dann, daß in dem Wort „verzweifelt“ die „zwei“ stecken würde.

Ich vermute, daß mein Beznesser sehr „einfühlsam“ war und immer genau mitbekommen hat, was los ist. Dann hat er sich darauf eingestellt.

Du schreibst:

"Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin blind oder besser, ich will es nicht sehen oder zugeben, dass er für mehr als einem Jahr alles mir vorgespielt hat und ich nicht verstanden habe, dass es nur fake war und ihn nur idealisiert habe.“

Mir fällt dazu noch ein Aspekt/ eine Möglichkeit es zu betrachten, ein.

Ich vermute, daß Deine Krebserkrankung eine hohe Belastung war. Vielleicht hast Du - um Dich zu entlasten -, nach einer Möglichkeit gesucht und sie gefunden, um Dich etwas zu entlasten. Das ist ja eine gute Entscheidung und vernünftig.

Vielleicht bist Du aber inzwischen stabiler und weniger hoch belastet und dadurch bist Du auf die Möglichkeit Dich zu entlasten nicht mehr so angewiesen und kannst auch aus anderen Blickwinkeln auf die Geschichte blicken. Falls es so wäre, dann könnte man auch sagen, daß Du einen guten Selbsterhaltungstrieb hast und gut für Dich sorgen kannst (im positiven Sinne).

Vielleicht glaubst Du auch, daß es nicht richtig wäre sich von jemanden zu trennen, der einem beigestanden hat. Dazu fällt mir aber ein: Du machst auf mich in keiner Weise den Eindruck einer Egoistin, die andere ausnutzt. Vielleicht ist dies auch ein Punkt, wo Du Frieden mit Dir finden mußt.

Du schreibst:

"In den letzten Jahren habe ich so viel durchgemacht, ich war sicher, dass ich jetzt dran bin glücklich zu sein.“

Ja, das ist sehr verständlich. Nur funktioniert das Leben nicht unbedingt so.

Schönen Abend
Corinna

[Toastie]

Liebe Omega,

ich möchte dir heute einmal danke sagen für deine wertvollen Beiträge!
Ich lese diese immer mit großer Spannung und finde dein Wissen und deine Fähigkeit hinter die Kulissen zu blicken und Fragen zum Nachdenken aufzuwerfen wirklich faszinierend. Nicht nur in diesem Thread, sondern ganz allgemein. Denn das hilft auch Betroffenen, deren Geschichte nicht ganz frisch ist, alles noch einmal von einem anderen Blickwinkel Revue passieren zu lassen!

Falls Du eine "gute Tat" vollbringen willst und um Dir die Relation zu diesen EURO 30,- aufzuzeigen (die Du ja vielleicht schon weisst, weil Du ja Erfahrung hast vor Ort - jedoch nur nocheinmal, um es Dir in schriftlichen Worten vor Dein Auge zu führen)

Genau weiss ich es nicht mehr, aber ich glaube mich daran zu erinnern, dass ein (oder 2 ?) Jahre Schule dort 100,- Schilling kosten (es ist nochmal ein Unterschied zu Schilling Tansania und Schilling in Kenia. Tansania hat eine weitaus höhere Geldentwertung).
Mit diesen EURO 30,- hättest Du alle Mädchen im Dorf ein Jahr lang (oder 2 Jahre lang?) zur Schule schicken können und sie damit ein Stück befreien können von Zwangs-Ehe und genitaler Beschneidung. Mit EURO 100,- hättest Du alle diese Frauen gänzlich unabhängig gemacht. Mit einer derartig langen Schulbildung (4 Jahre) hätten sie sicherlich in einem dieser Krankenhäuser oder Missions-Einrichtungen eine Anstellung erhalten. Wer dort Lesen und Schreiben kann ist weitestgehend unabhängig von den Männern.
Eine Ausbildung zur Facharbeiterin (eigene kleine Kaffeeplantage / Bananenplantage in einer Frauen-Kommunen-Landwirtschaft oder als Näherin /Schneiderin) kostet vom ersten Schultag bis zur Gesellenprüfung ca. EURO 500,- . Soweit ich mich erinnere ist dann aber wirklich alles enthalten, also auch die Verpflegung. Diese Sachen gibt es dann meistens in den hier bei uns bekannten "Dritte-Welt-Läden" zu kaufen.

Soviel wert sind Deine EURO 30,- ....es ist dort ein Vermögen.

Du weisst auch, dass die Krankenhäuser bzw. die medizinische Grundversorgung dort kostenlos ist?

Das ist es! Bei Bezness wird m.M.n. die eigene "gute Seele" von bösen Menschen angezapft und für deren Zwecke (aus)genutzt. Ob man nun das "Helfersyndrom" hat oder es einfach nicht aushält, in einer privilegierten Position anderen (vermeintlich lieben) Menschen in der eigenen Umwelt gegenüber zu sein und sozusagen unbewusst helfend agiert, weil man einfach nicht anders kann. Es ist nie eine gute Idee diese ehrenwerte Charaktereigenschaft des Helfenwollens mit "Liebe" zu verknüpfen, bevor man erprobt hat, ob es überhaupt in diesem Fall Liebe sein kann. Vielleicht redet man sich unbewusst auch gerne ein, dass es nicht so wichtig ist, wie man selbst empfindet. Dass es für einen schon reicht, das wenige, was man bekommt. Dass man es ev. auch gar nicht so genau wissen möchte, wenn es doch nicht (nur) Liebe wäre. Am Ende frisst einen diese Ungewissheit dann aber doch auf. Denn wer möchte schon ausgenutzt werden nur für Geld und andere Vorteile? Da ist es wohl wirklich viel besser, gute Taten zu vollbringen, wo sicherlich keine Beziehung in dieser Hinsicht mitschwingt!

Alles Liebe!
Toastie