hallo,
ich möchte auch etwas dazu sagen (zu dem Beitrag von Agnes und drumherum).
Ich habe ja auch eine Weile in Ägypten gelebt, und zwar an 99%ig touristenfreien Orten. Und ich habe seeeeehr lange gebraucht, die Mentalität im Ansatz zu verstehen. Und ich glaube (auch subjektiv), dass es in den toristenfernen Orten nicht wirklich anders ist. Ich habe einen Onkel kennengelernt, der war sehr klug und sehr hilfsbereit. Er ist leider gestorben, und ich kann ihn erst heute schätzen. Er hat nicht viel geredet, sondern getan.
Von allen anderen (Männern) dort habe ich keinen guten Eindruck. Sie reden viel von Moral und von Ehre. Aber sie reflektieren nicht über ihr eigenes Verhalten. Sie sind so darauf fixiert, andere zu kontrollieren, zu kritisieren, zu missionieren... sie schlagen ihre Kinder und Frauen und fühlen sich so als Mann, Gottes Vertreter in der Familie, weil sie selbst alle der Unbeherrschtheit ihrer Väter ausgesetzt waren, es sind nicht alles Prinzen, Dahab
Von den Frauen mag ich gar nicht reden. Ich mag meine eine Schwägerin, die sich mal neben mich auf den Balkon gestellt hat, ohne Kopftuch, und ich sah, wie ihre Augen kurz aufblitzten. Dieser Moment verbindet uns bis heute.
Ansonsten hat m.E. keiner, nein KEINER - weder Mann, Frau noch Kind - irgendeine Chance, sich gutzufühlen, als den jeweils Schwächeren klein zu machen. Und dafür haben sie sehr viel Zeit, denn nur die wenigsten gehen einer geregelten Arbeit nach.
Ich habe auch erlebt, wie sich zwei Familienclans zerstritten haben. Das ist unglaublich schlimm für die Beteiligten, besonders für die Männer. Hier hndeln sie als Sklaven der streitenden, zankenden Frauen. Solche Zwists enden mitunter tödlich
In diesem Zusammenhang, sind für mich die Worte meines Mannes :"Ein Ägypter wird dich immer finden" besonders nachhaltig
Solange du im Familienverband bist, kannst du dich eigentlich auf Schutz in jeglicher Hinsicht verlassen. Außerhalb dieses Verbandes merkst du, wie berechnend und UNEMOTIONAL alle sind.
Dahab, sie sind nicht emotionaler als wir, sie sind vielleicht heißblütiger, cholerischer, unbeherrschter, kritikunfähig und frustrationsintoleranter, aber sie sind nicht die emotionaleren. Den Tiefgang der Gefühle zwischen den Partnern, den können sie sich weder leisten, noch ist er notwendig, da Ehe eine wirtschaftliche Einrichtung ist. Auch untereinander heiraten sie aus wirtschaftlichen und Prestigegründen.
Bei anderen arabischen Völkern haben Ägypter im Übrigen keinen guten Ruf. Dort gelten sie als geizig, arrogant und aggressiv, leider auch unzivilisiert und unsauber. Sie selbst halten sich jedoch für die besten der Vertretung "Araber", und sie sind furchtbar diskriminierend gegenüber schwarzafrikanern.
Jetzt bin ich etwas vom Thema abgekommen. Deutlich sollte aber werden, dass es nicht nur am Tourismus liegt, sondern in erster Linie an dieser völlig idiotischen Gesellschaftsstruktur, dass die Ägypter momentan sind, wie sie sind. Es ist keine Schande, sich nach oben durchzuboxen, sondern zeigt Cleverness und Stärke.
Wir sind alle christlich sozialisiert, in einer - ich sag immer - "Schuldgesellschft" großgeworden und reflektiern und hinterfragen unser Handeln.
Der Ägypter lebt in einer Schamgesellschft. Probleme existieren nicht, wenn man sie unter den Teppich kehrt. Wer an seiner Einstellung zweifelt, zeigt Schwäche und wird nicht respektiert.
Sorry, dass ich euch ein Ohr abgekaut hab
LG
Leah