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von coralia » 17.05.2009, 16:07
Hallo newbie,
meine Einstellung zu dieser Thematik hat glaube ich nichts damit zu tun, dass mein Mann aus Nigeria kommt sondern eher mit meiner eigenen Denkweise.
Ich kann nachvollziehen, dass man verstehen will, wenn einem etwas passiert, was verletzt und das man auf den ersten Blick nicht verstehen kann. So ging es mir auch und geht es mir manchmal auch heute noch. Aber ich bin für mich persönlich der Überzeugung, dass ein wirkliches Verstehen nur dann möglich ist, wenn man offen über die Dinge sprechen kann, die passiert sind. Dazu würde auch gehören, dass der Beznesser bereit wäre, bei einer Verarbeitung mitzuhelfen. wie oft habe ich meinen Mann gebeten, mir sein Verhalten zu erklären, um nachvollziehen zu können, was da vorgefallen ist, damit ich nicht so in der Luft hänge. Wie oft habe ich ihm gesagt, dass ich nicht klarkomme, weil ich gar nicht mehr weiß, was ich wie einschätzen soll. Die einzige Reaktion darauf war "I am so sorry, I didn't know what to do, I was trapped, I never wanted to hurt you, please forgive me, give us another chance, i miss you so much..."
Newbie, deine Erklärungsversuche sidn nachvollziehbar, aber ich glaube, in den meisten Fällen sinnlos, weil man nie wirklich herausfinden wird, was im Kopf des Beznessers wann genau vorging. Soviel Ehrlichkeit und Selbstreflektion bringen diese Männer doch gar nicht auf. Da zählen doch ganz andere Dinge. Man setzt sich über moralische Grenzen mühelos hinweg. Eine diskussion auf der Basis des "Verstehen wollens" kann es in so einer Situation nicht geben, weil man immer davon ausgehen muss, dass der Beznesser weiter an seine Priorität Nummer 1 denkt, so wie er es die ganze Zeit über getan hat. Ob das nun daran liegt, dass er Druck von zuhause bekommt oder an seiner eigenen Gier ist letzten Endes egal.
Das Verstehen ist bei Bezness kaum möglich, das habe ich für mich festgestellt. Klar kann ich mir meine Gedanken zu den Ursachen machen, aber letzlich sind das dann meine eigenen Gedanken. Was den Mann wirklich dazu bewogen hat, so zu handeln, wie er gehandelt hat, bleibt unklar, weil man niemals weiß, wann er über ehrliche Gefühle spricht udn wann nicht bzw. inwieweit er überhaupt in der Lage ist "ehrliche Gefühle" in der Art, wie ich sowas verstehe, zu fühlen.
Ich glaube, nach einer Beznesserfahrung ist das wichtigste, dass man wieder in die Spur kommt, dass man sich von dem Schock erholt, zu seiner eigenen Selbstsicherheit zurückfindet. Das Verhalten des Beznessers verstehen zu wollen, hilft da nicht weiter, im Gegenteil, es verunsichert zusätzlich. Aber ich weiß auch, dass es im ersten Moment, wenn man emotional noch so angegriffen ist, kaum möglich ist, die Sache nicht zu hinterfragen, das ist klar. Man liebt noch, man will noch eine Erklärung und sei es nur, um sich nicht eingestehen zu müssen, dass man den Falschen liebt.
coralia