"Weltspiegel" Algerien

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Imene
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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von Imene » 12.02.2011, 18:45

solodonna hat geschrieben:
Imene hat geschrieben:Danke an diejnigen, die an mich gedacht haben. Da bin ich wieder, zwar mit einem schmerzenden blauen Kiefer, aber immerhin wurde ich nicht verhaftet wie viele andere.

Seit heute weiß ich, wieviel Kraft die Ägypter und Tunesier jeden Tag aufgebracht haben, nun weiß ich, was es heißt in einem Polizeistaat für Menschenrechte und Demokratie einzutreten und wieviel Mut es braucht. Und ich weiß auch, dass ales was hier im Forum diskutiert wurde und teilweise auch an verachtenden oder besorgten Kommentaren gepostet wurde, nur Makulatur ist. Diese jungen Leute wollen nur Freiheit und über ihr Leben selbst bestimmen können - sie wollen weder einen islamischen Staat noch Europa überrennen noch sind sie das Resultat demographischer Probleme eines Staates, der sein Volk nicht ernähren kann. Sie sind jung, sie sind zum größten Teil sehr intelligent und sie wissen, dass sie dafür kämpfen müssen, nicht mehr durch ein totalitäres System unterdrückt zu werden. Wer ihnen diese Freiheit in Europa nicht gönnt, weil er meint, dass er damit den Islamisten Tür und Tor öffnet oder weil er glaubt, dass diese Leute sie überrennen werden, der hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. The Times they are a changing.

Chapeau bas für die Ägypter und die Tunesier sowie für die Algerier, die heute auf die Straße gingen!
Liebe Imene,

zuerst, Gott sei gedankt, dass Du uns schreiben kannst .

Jawohl, chapeau!
Und was ich Dir, Deinen Landsleuten und Deinem Land wünsche, das weisst Du. Freiheit.

Liebe Grüße nach Algier

Solodonna
Liebe Solodonna,

ich befinde mich ja in einer komfortablen Situation - ich kann jederzeit gehen, das Land verlassen, wenn ich es möchte, ich habe eine zweite Heimat, die mir wertvoll und wichtig ist. Die Demonstranten, die heute gegen eine massive Polizeipräsenz ihre Rechte eingefordert haben, können dies nicht.
Und ich stehe immer noch unter dem Eindruck der Bilder, die ich dort sehen musste. Ehrlich gesagt stehe ich noch etwas unter Schock. Vor Ort waren gekaufte junge Krawallmacher, solche die sonst als Fußballhooligans von der Polizei zusammen geschlagen werden, die immer wieder versuchten, die Demonstranten anzugreifen, mit ihren Geldscheinen wedelten und plötzlich alle nigelnagelneue Algerienfahnen hatten um Bouteflika, Bouteflika zu skandieren. Komischerweise griff die Polizei, die sonst sehr aktiv war, in den Momenten nicht ein, wenn diese versuchten zuzuschlagen und zu treten. Ist ja auch viel einfacher junge Frauen und Mädchen vom Platz zu schleifen, die Transparente hochhalten oder 55-jährige Mütter. Oder Studenten, die nichts anderes tun als zu rufen Bouteflika dégage.

Beste Grüße,

Imene
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maram
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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von maram » 12.02.2011, 18:48

liebe imene,

schön, dass du wieder hier schreibst; die nachrichten sind nicht besonders ermutigend über die abläufe der demonstrationen in algerien.
ich hoffe für alle dort, dass sie dasselbe erreichen können wie die ägypter und die tunesier!
ich weiß, dass die chancen viel geringer sind für algerien, aber die hoffnung braucht der mensch.
pass bitte sehr auf dich auf!
lg
maram

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FlammendeMorgenröte
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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von FlammendeMorgenröte » 12.02.2011, 18:59

Liebe Imene,

ich freue mich sehr, dass Du gesund und nur leicht lädiert wieder unter uns bist.

Das kannst Du jetzt gerne als reine Makulatur aufnehmen - oder so, wie es da steht.



Ich erlaube mir aber trotzdem - diesen Artikel hier an dieser Stelle einzufügen - denn auch DAS ist eine der vielen Wahrheiten...

3000 Tunesier sind in den letzten 3 Tagen nach Lampedua gelandet. Die meisten von ihnen sind junge Männer unter 30 Jahren, alle aus Tunesien.

http://www.swr.de/nachrichten/-/id=396/ ... 6/1adz3vn/


Viele Grüße E.
Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf...

Imene
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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von Imene » 12.02.2011, 19:02

Hallo,

das sind genau diejenigen, die Du nicht auf den Demonstrationen finden wirst. Das sind diejenigen, die in Algerien dafür bezahlt werden, Demonstranten zusammen zu schlagen. Diese Tunesier auf Lampedusa sind mit hoher Wahrscheinichkeit nicht am Rücktritt Ben Alis beteiligt gewesen und ihnen ist ihre Heimat herzlich egal.

Egal was nun noch kommt, man sollte diesen Völkern ihre Erfolge nicht nehmen.

Und nun schaue ich ZDF.

Beste Grüße,

Imene
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Christine
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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von Christine » 12.02.2011, 19:14

Liebe Imene,

auch ich bin sehr froh, dass es dir gut geht! :wink:

LG
Christine

Elisa
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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von Elisa » 12.02.2011, 19:27

Imene, wenn es diesen Ländern gelingt, das - wofür sie jetzt auf die Strasse gehen - zu erreichen, wird das auch Einfluss auf diese Art von menschen haben.

So jetzt ruh Dich aus.

Es wird noch sehr viel Kraft kosten.



LG Elisa

Imene
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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von Imene » 12.02.2011, 19:42

http://kurier.at/nachrichten/2072903.php

Algier: Polizei verprügelte Demonstranten
Ein Großaufgebot der algerischen Polizei drängte den nicht genehmigten Protestmarsch in der Hauptstadt zurück.

Das könnte der Anfang vom Ende des Regimes von Präsident Bouteflika sein", frohlockte ein Demonstrant, der am Samstag mit tausenden weiteren Regimegegnern auf den Platz des 1. Mai im Herzen von Algier gelangt war. Allein dass sich bereits um die Mittagszeit derartig viele versammeln konnten, obwohl 30.000 Polizisten das Stadtzentrum abzuriegeln versuchten, wurde als Durchbruch gefeiert.

Dass gleichzeitig rund 200 Demonstranten in brachialer Manier festgenommen worden waren, konnte dem vor Ort spürbaren Elan keinen Abbruch tun. Plakate wurden hochgehalten mit der Aufschrift: "Generäle! The Game ist over". Dazu ertönte die französische Formel für "Hau ab!" ("Dégage!"), mit dem schon zuvor die Nachbarn in Tunesien den Sturz von Ben Ali begleitet hatten.

Ein Angehöriger der "Koordination für einen demokratischen Wandel" meinte aber auch: "Bei uns wird der Sieg des Volkes länger brauchen. Die Militärjunta wird nicht so leicht locker lassen." Hinter dem 73-jährigen, schwerkranken Staatschef Abdelaziz Bouteflika zieht in Algier eine Riege aus Generälen die Fäden. Die Armeespitze, gegen die sich die meisten Korruptions- und Pfründevorwürfe richten, dürfte also nicht als Begleiter eines Umbruchs zur Verfügung stehen, sondern eher als erbitterter Gegner.


Dauerrevolte
Dabei wird Algerien schon seit Langem von schweren Spannungen heimgesucht. Neben andauernden Streikwellen, kommt es laufend, in Provinzstädten, zu Zusammenstößen zwischen der Bevölkerung und Polizei. Alles kann Anlass für den Ausbruch der Volkswut sein: ein Verkehrsunfall, der sofort von den Passanten den Behörden angelastet wird, die Vergabe der zu spärlichen neuen Wohnungen, bei der die Vetternwirtschaft der Staatsbürokratie zum Zug kommt. Allein im Vorjahr wurden fast 10.000 lokale Unruhen gezählt. Nach tunesischem Vorbild kam es in den letzten zwei Monaten zu 30 Selbstmordversuchen von Arbeitslosen, vier davon mit tödlichem Ausgang.

Diese Situation erscheint umso unerträglicher, als Algerien dank seiner Öl- und Gasexporte ein verhältnismäßig reiches Land ist: Seit 2005 hat Algerien das höchste durchschnittliche Prokopfeinkommen unter den Maghrebstaaten. Eine von Militärs und höchsten Staatsbeamten gebildete Kaste zweigt aber einen beträchtlichen Teil dieses Reichtums ab. Sprösslinge dieser Nomenklatur frönen einem provokant luxuriösen Lebensstil, sogar ihre Speisen werden täglich frisch aus Europa eingeflogen.


"Unerträglich"
Der Rest muss sich in einem immer absurderen Alltag durchkämpfen. "Die Misswirtschaft der Verwaltung hat ein unerträgliches Ausmaß erreicht", konstatiert der Soziologe Lahouari Addi: "Wenn Sie Anzeige in einem Kommissariat erstatten, müssen Sie befürchten, dass sich das gegen sie selber richtet. Wenn Sie wegen einer noch so harmlose Krankheit in ein Spital eingeliefert werden, wissen Sie nicht, ob sie noch lebend herauskommen."

Das hat dazu geführt, dass jetzt auch Teile der gebildeten Mittelschicht den Sprung ins Ungewisse des Machtwechsels wagen. Die Erinnerung an den Bürgerkrieg der 1990er-Jahre zwischen Militärs und islamistischen Aufständischen, der 200.000 Opfer forderte, vermag das Freiheitsstreben der Jüngeren nicht mehr zu bremsen. Addi betont: "Es gibt heute in der gesamten algerischen Gesellschaft, inklusive auf Seiten der Islamisten, ein tiefe Sehnsucht nach Errichtung eines Rechtsstaats."
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Elisa
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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von Elisa » 12.02.2011, 22:22

Imene, wenn ich es falsch sehe, dann korrigiere mich: Dieses unverhältnismäßige Polizeiaufgebot zeigt aber doch schon, wie schwach die Regierung sich fühlt.

Ich glaube auch nicht, dass es sich aufhalten lässt wie im Iran, mit Gewalt, und auch im Iran werden die Menschen wieder aufstehen. Nur wird es in Algerien schwieriger als in Ägypten, wenn die Armee auch noch eingreift.

Algerien hatte das Geld, um Industrien anzusiedeln, um etwas zu bewegen. Das alles macht mich wütend.

Versuche jetzt zu schlafen, auch wenn es schwer fällt.

Liebe Grüsse

Elisa

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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von Micky1244 » 13.02.2011, 10:03

Liebe Imene,
ich war sehr froh, als du dich von der Demonstration zurück im Forum gemeldet hast. In der Tagesschau habe ich einen Bericht über die Demonstration gesehen, und es wurde die Vermutung geäußert, dass die Angst der Algerier vor der Staatsmacht im Moment noch viel größer ist als bei den Tunesiern und den Ägyptern, das wurde mit den grauenhaften Ereignissen während des Bürgerkriegs erklärt. Verglichen mit den Protesten in den Nachbarländern seien in Algerien angeblich "nur" einige Tausend auf die Straße gegangen. Wird auch in Algerien das Internet eine wichtige Rolle übernehmen?
Wie siehst du das?
Liebe Grüße, Micky


"Lass uns angeln gehen", sagte der Haken zum Wurm.
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Imene
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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von Imene » 13.02.2011, 14:32

Micky1244 hat geschrieben:Liebe Imene,
ich war sehr froh, als du dich von der Demonstration zurück im Forum gemeldet hast. In der Tagesschau habe ich einen Bericht über die Demonstration gesehen, und es wurde die Vermutung geäußert, dass die Angst der Algerier vor der Staatsmacht im Moment noch viel größer ist als bei den Tunesiern und den Ägyptern, das wurde mit den grauenhaften Ereignissen während des Bürgerkriegs erklärt. Verglichen mit den Protesten in den Nachbarländern seien in Algerien angeblich "nur" einige Tausend auf die Straße gegangen. Wird auch in Algerien das Internet eine wichtige Rolle übernehmen?
Wie siehst du das?
Guten Tag,

die algerischen Tageszeitungen wie El Watan, Le Soir d´Algérie oder auch der Quotidien d´Oran bezeichnen den gestrigen Demonstrationsversuch als ersten Schritt zu Veränderungen und Erfolg für die algerische Opposition. So sehe ich das auch - man muss dazu vor allem Wissen, wie sich die Versammlung und die angestrebte Demonstration entwickelt haben. Zunächst war es so, dass gar nicht alle Menschen, die teilnehmen wollten, überhaupt nach Algier hineingekommen sind. Eine Freundin von mir von außerhalb ist um 7 Uhr aus dem Haus gegangen, um teilnehmen zu können. Es war zwecklos, alle Straßen nach Algier waren durch Polizei und Militär abgeriegelt. Dazu wurden einfach die Straßensperren, die es eh immer zur Kontrolle gibt, noch einmal verstärkt und niemand mehr durchgelassen. Ich habe die Strassen auf einen Samstag noch nie so leer gesehen, wie an diesem 12. Februar. Daher sind die 2.500 - 5.000 Teilnehmer schon ein Erfolg, manche Oppositionelle sprechen gar von insgesamt 10.000 Menschen, die über den Tag verteilt auf den Place du 1er Mai gekommen sind. Übrigens, nachdem die Algerois gehört und mitbekommen haben, was sich auf dem 1er Mai abspielt, haben sich viele angeschlossen, um ihre Söhne und Töchter, Mütter und Väter zu unterstützen. Es wird berichtet, dass selbst die bezahlten Krawallmacher irgendwann die Seite gewechselt haben.

Aus meiner Sicht ist die algerische Polizei und das Militär nicht repressiver als in den anderen Staaten. Vielleicht trainierter, da es in Algerien eigentlich immer wieder zu Ausschreitungen und Aufständen kommt und das Militär in den Bergen der Kabylei immer wieder Angriffen von Terroristen ausgesetzt ist. Dies ist ja auch die Begründung für die Aufrechterhaltung des Notstandes seit nunmehr 19 Jahren. Die Algerier haben auch keine Angst vor diesem Machtapparat - das Problem ist vielmehr, dass das algerische Volk nicht mit einer Stimme spricht und sich uneins ist. Es gibt durchaus Anhänger des derzeitigen Präsidenten - vor allem natürlich diejenigen, die vom System profitieren - und sei es nur als arme Familie, die nach 15 Jahren endlich eine Wohnung zugewiesen bekommen haben oder weil der Zuckerpreis wieder gesunken ist. Oder diejenigen, die einfach nur in Frieden leben wollen und Angst vor einem zweiten schwarzen Jahrzehnt haben. Und selbst die Opposition ist sich nicht einig. Viele junge Menschen wollen sich vor keinen Parteikarren sperren lassen, dann sind die Ziele noch nicht so richtig klar bzw. nicht deckungsgleich, Araber und Kabylen haben auch noch so manches zu klären...erst wenn nun mit mehr Organisation und auch Profesionalisierung ein gemeinsamer Weg gegangen wird, können Demonstrationen so groß werden wie in Kairo oder Tunis.

Das Internet hat in Algerien bereits eine wichtige Rolle eingenommen, zumindest für Diskussionen aber auch für die Organisation. Bis vor kurzem war es auch die einzige Möglichkeit, überhaupt Bilder von Auscchreitungen und ähnlichem zu sehen, da diese ja im algerischen Fernsehen nicht ausgestrahlt werden. Nun durch die Mediatisierung mit Hilfe der ausländischen Presse gibt es mehr Informationen und diese werden weitergetragen oder aber auch heftig diskutiert. Denn auch die algerische Jugend ist nicht nur Opposition. Beispiele gibt es auf Facebook: http://www.facebook.com/#!/e.s.algeriens oder auch http://www.facebook.com/home.php#!/even ... 5246284337

Auch wenn sich das algerische Volk vielleicht auch mangels Wissen und Bildung mancher Schichten, nicht immer einig ist, so wollen doch viele eine Verbesserung der Lebensumstände. Das dies nur in einer Demokratie gehen wird, müssen sie vielleicht noch lernen.

Beste Grüße,

Imene
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maram
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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von maram » 13.02.2011, 21:02

danke imene für den einblick!
am nächsten samstag gehts weiter:
http://derstandard.at/1297216249674/Alg ... en-Samstag
lg
maram

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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von Jakobs_Weg » 17.02.2011, 11:54

Algerien: Kritik an „ausländischer Einmischung“

Die Parteien der algerischen Regierungskoalition haben heute die „ausländische Einmischung in die inneren Angelegenheiten“ Algeriens verurteilt.

Der Generalsekretär der nationalistischen Nationalen Befreiungsfront (FLN), Abdelaziz Belkhadem, sagte der Nachrichtenagentur APS zufolge, einige Staaten würden „derzeit in den arabischen Staaten ein Experimentierfeld für demokratische Modelle“ sehen, die sie ihnen aufzwingen wollten.

Er reagierte damit auf internationale Kritik an dem Vorgehen der Polizei gegen regierungskritische Proteste vergangene Woche. Der Generalsekretär der liberalen Nationalen Sammlungsbewegung für Demokratie (RND) und Ministerpräsident Ahmed Ouyahia sagte, ausländische Staaten sollten nicht erwarten, dass Algerien ihre Anweisungen befolge.

„Die Algerier sind in ihrem Land frei und akzeptieren von niemandem Befehle“, sagte Ouyahia. Der Präsident der islamistischen Bewegung der Gesellschaft für den Frieden (MSP), Bouguerra Soltani, sagte, Algerien habe während des Bürgerkriegs in den 1990er Jahren einen „schweren Tribut“ gezahlt und sei „heute keineswegs bereit, zusätzliche Opfer zu bringen“, um anderen zu gefallen.

© ORF.at | 17.02.2011
LG, Jakobs_Weg

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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von Imene » 17.02.2011, 18:29

Das ist einfach so lächerlich. Demokratie und Menschenrechte anzumahnen ist keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Algeriens sondern universelle Menschenrechte, die für die Bürgerinnen und Bürger eines jeden Landes gelten.

Aber was soll man schon von einem Quasi-Ein-Parteien-System erwarten?
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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von maram » 17.02.2011, 20:52

ich sehe das auch so wie du imene und es wäre schön, wenn die arabischen revolutionen sich auch weitertragen nach ganz afrika! zu viele despoten regieren dort.
wie ist dein eindruck im lande momentan? sind die menschen zunehmend politisiert und sprechen viel über geschehenes oder zukünftiges?
organisieren sich die menschen bereits für die nächste demonstration am samstag?
ein lieben gruß an dich, und natürlich klappt das mit der mentalen unterstützung, denn die ist gaaanz wichtig! :wink:
lg
maram

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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von Imene » 18.02.2011, 22:53

Liebe maram,

ich werde natürlich morgen wieder gehen und auch die Polizei hat bereits seit gestern mit den Vorbereitugen für morgen angefangen. Es sid wieder über 40.000 Polizisten in der Stadt, die Wasserwerfer und weiteres schweres Gerät stehen bereit. Auch die Demostranten präparieren sich, die staatstreuen Zeitungen schreiben von Voyous die demonstrieren, die andere von der Intelektuellen, Moudjahid und Hausfrauen...ich kann Dir gar nicht sagen wie die Stimmung ist, auf jeden Fall gespaltener als man annehmen möge. Viele wollen einfach nur ihre Ruhe. Wenn man dann aber von den drei großen Altbau - Wohnungen des Ministers für Umwelt in Paris 16 liest, der Fabrik seiner Frau und diversen Immobilien in Algier, während vor einem gerade ein Kind barfuß und mit Rotznase um Brot bettelt, dann weiß man für was und wen man dort morgen wieder hingeht.

Beste Grüße,

Imene
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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von maram » 18.02.2011, 23:55

liebe imene,
ich wünsche dir und deinen lieben und natürlich auch allen anderen, die für veränderungen in algerien demonstrieren, dass sie heil wieder nach haus kommen können.
einen ganz lieben gruß!
lg
maram

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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von Anaba » 19.02.2011, 15:18

"Ein großes Polizeiaufgebot hat in Algeriens Hauptstadt Algier regierungskritische Demonstrationen verhindert. Mehrere Dutzend, laut einer oppositionellen Webseite auch einige Hundert Demonstranten hatten sich auf dem zentralen Platz des 1. Mai versammelt. Die Polizei setzte Schlagstöcke ein, um die Menschen zu vertreiben."

http://de.euronews.net/2011/02/19/alger ... nstration/
Liebe Grüße
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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von Anaba » 22.02.2011, 23:12

"Algerien: Ende des Ausnahmezustand - nach 19 Jahren

Algerien will von seinen Nachbarn lernen. Die Regierung versucht eine Eskalation der Proteste zu verhindern, indem sie Zugeständnisse macht. Als erstes Zeichen hebt Präsident Abdelaziz Bouteflika den Ausnahmezustand nach 19 Jahren auf..........

http://www.stern.de/politik/ausland/alg ... 56751.html
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Re: "Weltspiegel" Algerien

Beitrag von Imene » 22.02.2011, 23:44

Das sagte er nun bereits vor drei Wochen - passiert ist bisher nichts.

Noch ein kurzer Nachtrag zur Demo neulich: es waren über 1000 Demonstranten, die Demonstration wurde brutal aufgelöst. Seitdem gibt es jeden Tag Proteste von Studenten in beinahe allen Städten Algerien auch andere Aktionen. Die Studenten wurden schwer mißhandelt.
Strei gibt es gerade auch im Gesundheitswesen, dies auch seit einer Woche.
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