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von Deep_Ocean » 27.02.2010, 14:07
Irgendwie ist es mir ein Bedürfnis, meine Story, die letztendlich doch gut ausgegangen ist, trotzdem zu posten, vielleicht kann sich jemand ja was raus holen und bewahrt sich selbst vor schlimmerem …
Seit ich zu Tauchen begonnen habe, reise ich immer wieder nach Ägypten um meiner Leidenschaft nachzugehen… Sharm, mehrere Tauchsafaris und auch Hurghada „zieren“ meine Reisetagebücher.
Die ersten Jahre hielt ich mich immer unbewusst an die goldene Regel „never talk to strangers“ und selbstverständlich war ich auch immer verheiratet, der Mann war einfach auf Businesstrip etc. wenn ich gefragt wurde. Um dem Nachdruck zu verleihen, trug ich auch immer einen Ehering. Ich fuhr gut so.
Im Sommer 2007 flog ich mit meinem Sohn nach HRG. Im Hotel hielt ich mich auch an meine selbst auferlegten „Rules“. In der 2. Woche waren dann 2 Tauchtage angesagt. Gebucht beim Diving Center „Black Shark“. Alle waren sehr zuvorkommend und als einzige voll ausgebildete Taucherin (die restlichen waren alle Touris, die Kurse belegten) wurde mir H. als Guide zugeteilt. Ein Mann wie ein Schrank, Bodybuilderstatur, nicht unbedingt bildschön, aber mit markanten Zügen und doch dem gewissen Charisma.
Also ging´s ab ins Wasser – nur ich und er. Die Tauchgänge waren genial. Er bemühte sich sehr, die Tauchgänge zu besonderen zu machen und es war für mich, als wäre das Meer und die Tiere da seine große Leidenschaft, so wie es auch die meine ist. Er war zuvorkommend, ich reserviert. Am 2. Tag fingen dann die Smalltalks und die Komplimente über mein taucherisches Können etc. an. „Er genieße es so, endlich mal nicht mit Anfängern tauchen gehen zu können“ und natürlich war er wieder alleinig für mich da.
Wie´s der Teufel haben wollte, kam die Einladung doch gemeinsam mal eine Shisha rauchen zu gehen. Ich lehnte anfangs ab, doch am letzten Tag bekniete er mich so lange, bis ich meinen Sohn bei seinem Urlaubsfreund u. dessen Mutter im Hotel lies. Sie erklärte sich bereit, dass sie abends die Show ansehen und dann in der Poolbar auf mich warten werden.
Gesagt, getan. Er holte mich mit dem Taxi am Hotel ab und am Weg in die Stadt kamen auch prompt die Komplimente. Wir führten anregende Gespräche, er nahm meine Hand, Kuss auf die Wange… das volle Standardprogramm eben.
Meine nächste Tauchreise auf ein Safariboot 2 Monate später war zu dem Zeitpunkt bereits gebucht und das hatte ich auch erwähnt – interessiert ja einen Taucher mit Sicherheit!
Man könne sich ja dann treffen war er erfreut! Am letzten Tag der Safari verbringt man ja einen Tag und eine Nacht am Boot im Hafen bevor man wieder fliegen darf.
Dass ich mir sowas leisten kann, war sicher genug um Ihm zu suggerieren, welcher Goldesel ich denn sein könnte… Er hat natürlich immer wieder versucht mich in der Shisha-Bar und beim bummeln rum zu kriegen aber über ein paar Küsse hinaus, ließ ich es in HRG nicht kommen.
Ich blieb nicht lange, um pünktlich im Hotel zu sein und meinen Sohn in Empfang zu nehmen. Letztendlich besorgte er mir zerknittert und leidend ein Taxi zurück zum Hotel und als der Taxifahrer mir plötzlich eine Zigarette anbot und anfing mir auch 1000 Komplimente zu machen, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass dieser Mann mich als Sch… betrachteten musste, nachdem mich ein Ägypter zum Taxi brachte. Ich hatte plötzlich riesen Angst, da mir bewusst wurde, dass ich nicht mal den Funken einer Chance hätte, wenn er auf blöde Gedanken kommt. Er hätte mich irgendwo in den Dünen verscharren können und mein Sohn wäre alleine zurück geblieben… könnte mich heute noch ohrfeigen für die Unbekümmertheit und schäme mich für diese Leichtfertigkeit! Der Fahrer brachte mich ins Hotel und mein Trinkgeld war fürstlich, weil ich so froh war! Dies waren die längsten 20 Minuten in meinem Leben.
Am kommenden Tag ging´s ab in die Heimat. Als ich zu Hause ankam, fingen die SMS an. Von Mal zu Mal wurden die Komplimente mehr und die Texte sehnsüchtiger. Natürlich fehlten auch die obligaten Liebeschwüre nicht. Ich beantwortet selbstverständlich jede einzelne SMS. Ich fühlte mich natürlich geschmeichelt so umworben zu werden u. spielte tatsächlich mit dem Gedanken mich im Oktober wieder mit ihm zu treffen. Über Messenger fragte er mich immer wieder nach Fotos. Er möchte mich zumindest auf einem Bild bei sich haben usw. Dies tat ich nicht, ich verschicke generell keine Bilder von mir.
Als die Tauchreise dann näher rückte, schlug er mir vor, ich solle nach HRG kommen. Ich könne auch bei Ihm im Flat übernachten. Da unser Boot aber in Marsa Ghalib stehen würde, sagte ich ihm, dass dies nicht ginge, aber er könne ja nach Marsa Alam kommen. Er „versuchte“ frei zu bekommen aber sein Chef ließe ihn nicht weg… aber klar!
Wieder zu Hause angekommen, ging es noch Monate mit SMS und über Messenger weiter. Aber die Vernunft sagte mir, dass das alles nichts bringt. Ich hörte auf die SMS zu beantworten. Prompt hatte ich in regelmäßigen Abständen missed calls am Handy. Immer spät nachts! Nachdem ich jetzt erst weiß, wie die Uhren bei den Herren ticken, ist mir auch klar warum - damit er sicher sein konnte, dass ich schlief, weil er erwartete, dass ich rückrufen würde , um sich das Geld zu spart. Ich habe zum Glück kein einziges Mal angerufen. Zu dem Zeitpunkt war ich emotional schon so auf Distanz und voll „in der Spur“. Das Gesülze wurde mir auch langsam lästig.
Nichts desto trotz hat es mehr als ein Jahr gedauert, bis er endgültig Ruhe gab.
Seine Nummer ist gelöscht, den Messenger hab ich deinstalliert … das wars.
Ich fliege im Sommer wieder mit meinem Sohn, einer Freundin und deren Kindern nach HRG zum baden, sonnen und mit Sicherheit werde ich auch das eine oder andere Mal tauchen gehen. Aber eines ist gewiss. Die Devise lautet wieder „never talk to strangers“ – ohne Ausnahme, egal wer da kommen mag. Und meiner Freundin habe ich schon von Eurer Seite und all den Geschichten der bedauernswerten Frauen erzählt. Sie soll gut vorbereitet in dieses Land fliegen. Und, ich bin ja auch dabei... nach dem was ich jetzt (erst) weiß, werde ich es zu verhindern wissen, dass überhaupt nur einer dieser Kerle an uns ran kommt!
Allen Frauen, die kämpfen um den Absprung zu schaffen, wünsche ich, dass sie sich aus den Fängen befreien können und all denen, die im Zweifel sind, ob Bezness auch sie betreffen könnte, wünsche ich offen Augen und Ohren.
Alles Gute und alles Glück dieser Welt!
Deep Ocean