Mentalitätsunterschiede

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesen Ländern

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Pamela
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Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von Pamela » 07.09.2010, 14:39

Liebe Miral,
ich empfehle Dir den Fischer Weltalmanach für Afrika.
Das Buch erschien 2006 - ist also nicht mehr ganz aktuell - beinhaltet aber einen sehr guten Überblick über die schwarzafrikanischen Länder und ihre Politik.
Liest sich auch sehr gut.
eavan hat geschrieben:Viele Regierungen in Afrika militärisch eingenommen wurden und von Diktatoren(bsp. Kongo) beherrscht werden, teilweise vom Westen unterstützt, oder halt von unten nach oben und oben nach unten total Korrupt sind
Liebe eavan,
woher kommt denn das ganze Geld der Regierungen?
Es ist zum größten Teil die Entwicklungshilfe aus dem Westen! Wir finanzieren diese Korruption!
Meines Wissens gibt es nur zwei afrikanische Länder, nämlich Ghana und Botswana, wo es eine unabhängige Kontrolle von den Geldern gibt!
eavan hat geschrieben:aber man kann nicht hingehen und alles und jene über einen Kamm scheren.
Wer schert denn hier alles über einen Kamm?
Ich empfinde die Diskussion als sehr sachlich...
Gruß
Pamela
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Arabella
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Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von Arabella » 07.09.2010, 15:02

tellme hat geschrieben:Deshalb wird die Entwicklungshilfe vieler Orts in "Hilfe zur Selbsthilfe" geändert. Und es ist nicht so, dass es nirgends funktióniert.....
http://www.menschenfuermenschen.at


Liebe Arabella,
Das ist leicht gesagt. Es gab durchaus Menschen, die sich gegen Ungerechtigkeit in ihrem Land eingesetzt haben, aber diesen passiert leider Schlimmeres, als wenn wir das tun:
„Dieser Blick tut sehr weh“, sagt der 35jährige Bariture Kpuinen. „Ich denke jedesmal an die Leiden meiner Leute zuhause und die Ermordung meines Bruders John“, erzählt der gläubige Christ und faltet seine Hände. Sein Bruder wurde am 10. November 1995 vom nigerianischen Regime gehängt, zusammen mit dem Schriftsteller Ken Saro-Wiwa und sieben weiteren Menschenrechtsaktivisten von der Bewegung der Ogoni (Movement for the Survival of the Ogoni People (MOSOP)).

http://de.wikipedia.org/wiki/Ken_Saro-Wiwa

http://www.rf-news.de/2010/kw22/dr-kong ... a-ermordet
Liebe Tellme,
das ist mir bekannt! (Kannst das auch in der Abteilung Büchervorstellung nachlesen!) Das war zu Zeiten der Militärdiktatur !
Es gibt in Nigeria keine Militätdiktatur mehr,dennoch schaffen es die Menschen nicht sich zu organisieren und wirklich etwas zu erreichen!
Es ist auch nach wie vor sicherlich gefährlich, dennoch meine ich wenn ein bischen Organisation,gemeinschaftliches strategisches dagegen Arbeiten da wäre , wäre dies schon ein großer Schritt nach vorne.

@all
trotz unsrer Entwicklungshilfe und all den Schulangeboten die Europa für die Armen in diesen Ländern auf die Beine gestellt haben, hat sich vergleichsweise wenig getan!
Die mangelnde Bildung und auch oft der Machtkampf der verschiedenen Religionen lässt vieles nicht zu.
Jedoch wie lange gibts schon Entwicklungshilfen und wieviel hat sich vergleichsweise geändert!?

Liebe Eavan,
es wäre in vielen dieser Länder schon sehr viel möglich, denn letztendlich wird meist am Beginn durch die Entwicklungshilfe ja ebenfalls vieles geändert....was dann meist wieder einschläft sobald es niemand mehr überwacht! Also wieso ist es da möglich, den einheimischen alleine aber nicht.......
Und siehe oben Nigeria wird nicht mehr vom Militär regiert! Allerdings wurde so etwas wie ein Polizeistaat draus.
Einfach ists sicher nicht, aber eben leider ist die Kraft wohl nicht da!

Wir werden hier sicherlich auch in Vielem ausgespielt, aber alleine wenn man ins Internet geht und sieht wieviele Organisationen Dinge bewegen und auch bewegen zu versuchen, ist der Unterschied enorm. Und vieles ändert sich dadurch!
Habe ich deiner Ansicht nach Bezness und alle anderen Afrikaner über einen Kamm geschert?
Ich möchte dich darauf hinweisen, dass ich das Land Nigeria liebe und dort einige liebenswerte Menschen kennengelernt habe, ich weiss sehr wohl zu unterscheiden, habe das auch schon so oft in meinen Beiträgen wiederholt!
Lg Arabella
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brighterstar007

Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von brighterstar007 » 07.09.2010, 15:03

Liebe Meral,

vor einiger Zeit habe ich mir über BBC sehr interessante Beiträge über das Leben in Lagos/Nigeria angeschaut.

Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es dort - neben vielen Dieben/ Strassenräubern - viele sehr interessante
arme kreative anständige und LEBENSTÜCHTIGE Menschen gibt. Sie sind dermaßen geschickt, widerstandsfähig und einfallsreich
im Überlebenskampf, dass wir Europäer vor Neid erblassen können.
Sie brauchen uns nicht. Wir brauchen sie vielleicht, um unser konfuses schlechtes Gewissen mit Spenden zu beruhigen.
Niemand von uns könnte dort lange auf dem Level der Afrikaner überleben.
Die Situation ist teilweise wie im Mittelalter: stinkende Müllberge, die von "Mr.Survival" als Basis für Broterwerb genutzt werden -
jede Plastikflasche oder Scherbe hat dort ihren Wert - all dies bei tropischer Hitze...
Gemeinsames Singen und auch mal Streit der Müllsammler runden das Bild/ Klischee ab.
In einem Slum (Makako, oder so)der auch "Venedig Afrikas" genannt wird, da alle Häuser im Wasser auf Stehlen gebaut sind,
herrscht ein fröhliches buntes Treiben mit lachender Kinderschar.
Ein Familienoberhaupt hatte die Idee, in dem Gewässer mit einer Plastikplane einen Fischteich zur Fischzucht aufzuziehen und hat sich
den Gewinn, den der Verkauf in absehbarer Zeit bringen wird, ausgerechnet.

Als ich die Reportagen gesehen habe, mußte ich meinen Hut vor den Leuten dort, die soviel Lebensmut/ Lebenslust haben, ziehen.
Ihr könnt sagen, ihnen bleibt nichts anderes übrig - o.k. Wir können von ihnen lernen. Sie fragen nicht : wieviele Kinder können wir
uns leisten, sondern haben die Einstellung: wir können es uns nicht leisten, keine oder wenige kids zu haben - o.k. das hat mit der
Altersversorgung dort zu tun, aber dennoch...

Lagos ist wohl Himmel und Hölle zugleich - eine sehr interessante lebendige - auch gefährliche - Megacity.
Einmal im Monat gibt es eine Initiative, wo Freiwillige ihr Viertel säubern.

Ich glaube, wenn sich ein/e Europäer/in in die Slums trauen sollte, würde er/sie dort herzlich aufgenommen - allein aus dem Grund, weil
es so ungewöhnlich ist. Die Person wäre innerhalb einer Stunde bekannt wie ein bunter Hund.

Liebe Grüße

Brighterstar

P.S. Ich kann es nicht genau benennen, aber wenn westliche Politiker studieren würden, wie mittellose Afrikaner (in Lagos) mit
unglaublichen Problemen umgehen, könnten sie viele kreative Impulse für Europa erhalten.

Arabella
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Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von Arabella » 07.09.2010, 15:15

Liebe Brighterstar,
Zu diesem Schluss bist du also von einer Sendung von BBC gekommen. erstaunlich!

Ich würde dir vorschlagen dir das mal alles in Echt anzusehen und dann geh mal rein in die Slums..................
Ein wenig -naiv finde ich deinen Beitrag hier schon.

Kreativität wächst übrigens fast in jedem Menschen, der nur wenig hat. Aber sich auf Dauer so zu begnügen, das ist tatsächlich eine Kunst......
LG Arabella
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brighterstar007

Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von brighterstar007 » 07.09.2010, 16:07

Liebe Arabella,

dann bin ich eine Künstlerin...

Ich habe in den letzten Monaten Berichte über Lagos/ Nigeria studiert und bin nach wie vor von der Lebenskraft der einfachen Leute, die
nicht mit dubiosen Mitteln nach Europa wollen, beeindruckt. Natürlich gibt es dort viele soziale Übel wie Kinderarbeit-auch wenn dies
von den Betroffenen nicht als Problem gesehen wird.
Was daran naiv ist, kannst Du mir gerne erklären...Warst Du schon mal dort ???
Ich habe vor ca. 25 Jahren mal drei Monate in Schwarzafrika (nicht in Nigeria) gelebt und jede Menge Erfahrungen gemacht von sehr gut bis ziemlich schlecht.
Alles in allem waren die Einheimischen beeindruckt, dass eine Weisse mit ihnen lebt.
Mit ein paar Frauen habe ich mich kringelig gelacht, als ich ihnen unser deutsches Wort für Insekten/ Motten beibrachte.

Zu den Vorschreiberinnen : Jede/r, der Geld für Gebete/ Heilung verlangt, handelt unseriös - aus dem einfachen Grund, weil
Gott der Person die Gabe UMSONST gegeben hat.
Es ist jede/m selbst überlassen, sich eine Organisation gründlich anzuschauen, um dann eventuell aus freien Stücken zu spenden,
ABER wenn ein selbsternannter Pastor oder andere Christen ein Geschäft daraus machen und gar Geld einfordern - Finger weg...

Liebe Grüße

Brighterstar

Riguang

Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von Riguang » 07.09.2010, 20:17

brighterstar007 hat geschrieben: Sie sind dermaßen geschickt, widerstandsfähig und einfallsreich
im Überlebenskampf, dass wir Europäer vor Neid erblassen können.
Sie brauchen uns nicht. Wir brauchen sie vielleicht, um unser konfuses schlechtes Gewissen mit Spenden zu beruhigen.
Niemand von uns könnte dort lange auf dem Level der Afrikaner überleben.
Wie romantisch!

Um solche Überlebnskämpfe zu erleben, brauchst Du nicht nach Afrika zu fahren...geh mal zum Bsp. nach Bukarest zu den Kindern der Kanalisation, oder in einen runtergekommenen Vorort in der Ukraine oder Weißrussland.

Die Menschen kämpfen tagtäglich ums überleben, ob in europäischen Slums oder Afrikanischen, in Lima oder Bombay, und was sie alle gemeinsam haben: Hoffnungslosigkeit, deshalb haben sie sich einigermassen in ihr Schicksal gefügt und versuchen das Beste daraus zu machen. Das ist bitter und nicht romantisch.

LG, Riguang

Hülya

Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von Hülya » 07.09.2010, 20:22

Da braucht Ihr nicht so weit fahren. Schaut Euch mal die deutschen Großstädte an.

Bei uns in München unter den Isarbrücken und Autobahnbrücken leben viele Überlebungskünstler.

Arabella
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Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von Arabella » 07.09.2010, 20:30

Liebe Brighterstar,
ja ich war einige male in Nigeria, auch in Lagos.
Die Kinderarbeit ist wahrlich ein Übel und es gehört dort leider zum normalen Straßenbild dazu, schon dies ist ein Teil der Unorganisation dort. Denn in Nigeria herrscht eigentlich Schulpflicht. Aber leider kümmert sich keiner drum, tragen die kinder ja zum täglichem Leben bei, leider.
Die Sache ist die, dass viele der einfachen Leute nach Europa wollen und die Mittel dazu ob nun dubios oder nicht werden ergriffen, sobald möglich.
Unter den Armen und auch denen die mehr haben herrscht neben dem alltäglichem Kampf die Kriminalität, die das Leben so weiterhin ermöglicht.
Was für dich wie eine Lebenskraft aussieht, ist die Unbeschwertheit die die Leute dabei an den Tag legen....wir wären wohl nur am Jammern.

Wahrscheinlich hast du schon davon gehört, dass auch Töchter an die sogenannten Zuhälter (hier lebend) verkauft werden, mit den wunderbarsten Versprechungen.

Naiv war deine Aussage doch mal als Europäer in ein Slum zu gehen und man würde dort freundlich empfangen werden..................viel zu gefährlich!!!
Die Einheimischen sind beeindruckt unsrer Blödheit, so einfach zu leben, wenn wir doch andere Möglichkeiten haben.( Auch wenn dies meist nur für kurze Zeit ist)

Das mit der Kunst dachte ich eigentlich so, dass zum Beispiel bei mir der Wille durchkäme bei ewigem in der Armut leben mehr auf die Beine zu stellen.....Möglichkeiten gibts schon auch dort. Aber ganz klar die sind hart und mit unserer Armut hier ist deren Armut oftmals nicht zu vergleichen, immerhin haben wir noch sowas wie ein soziales Netz.
LG Arabella
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brighterstar007

Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von brighterstar007 » 08.09.2010, 12:48

Liebe Arabella,

wir sehen die Zustände dort, die zumindest in den Slums, vor 300 bis 400 Jahren ähnlich in Europa waren, mit unseren Augen.

Wir haben ein soziales /finanzielles Netz, während die Menschen dort ein Freundschafts- und Großfamiliennetz haben.
Aufgrund von Scham haben die Leute hier bei Hartz4 Empfang oftmals einen schwereren Stand, als die Afrikaner in Lagos -
auch wenn sie völlig unverschuldet in ihre jetzige Lage geraten sind. Letztendlich zählt nur der unsichtbare Stempel auf der Stirn :
Alg2 - insbesondere wenn sie keinerlei Freundschafts- und/oder Familiennetz haben oder knüpfen konnten und niemandem vertrauen.
Es wird so getan, als wenn Geld alles ist und man/frau schön den Mund halten soll, wenn sie zumindest gerade so eben
überleben.

Fazit: In Nigeria/Afrika gelten andere Werte, die uns weitgehend in dortiger Qualität fehlen und umgekehrt.

Liebe Grüße

Brighterstar

P.S. Ich habe seinerzeit in einem afrikanischen Slum gelebt. Dort wurde ich zwar damals mit "altbekannten Methoden" (stories) ausgenommen.
Sie hätten mir aber auch ALLES abnehmen und mich im Sand verscharren können und niemand hätte je wieder etwas von mir gehört.
Zuletzt geändert von brighterstar007 am 08.09.2010, 14:09, insgesamt 1-mal geändert.

Arabella
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Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von Arabella » 08.09.2010, 13:16

Liebe Brighterstar,
von welchem Freundschaftsnetz in Nigeria sprichst du?
Ein Nigerianer traut nicht mal einem anderem Nigerianer, mit dem er groß geworden ist, tut ers doch, fällt er meist auf die Schnauze.

Tatsache ist, dass dort Vertrauen nicht groß gesprochen wird da sie sich selbst am Besten kennen! Was nicht heissen soll dass es durchaus vertrauenswürdige Personen gibt, doch diese müssen erst gefunden werden.
Familiäre Absicherung klappt heute auch nicht mehr so gut wie früher, aber sie ist durchaus noch üblich.
Dennoch gebe ich dir Recht unsere Werte hier fehlen dort in unsrer Qualität und umgekehrt fehlen uns manche Werte hier in deren Qualität.

Du hast in einem Slum gelebt, mit deinem Mann? Oder als Entwicklungshelferin oder ganz normal einfach nur du?
Hätten sie dich im Sand verscharrt, hätten sie dich nicht mehr ausbeuten können..........
Es ist für uns schon genug gefährlich einfach ganz normal auf einer Strasse alleine zu schlendern, dort in Nigeria ! Sicherlich hast du auch von den tagtäglichen Entführungen dort schon gehört.
Sind wir mit unserem Angetrautem dort stehen wir unter Schutz dessen Familie! Sprich wir werden zwar familiär oftmals raffiniert ausgebeutet, aber wirklich tun wird uns körperlich niemand was solange wir diesen Schutz geniessen! Sogar wenn wir im Dorf privat übernachten, wird dort zur normalen bürgerlichen Schutzwache (die dort immer und jede Nacht besteht), extra Schutz hinzukommen, den die Familie organisiert und zahlt!
Davon bekommen viele deutsche Frauen gar nichts mit, die mit ihren Männern dort Urlaub verbringen!
Sozusagen wird beschützt was man noch länger braucht.....zur eigenen Ausbeutung.
LG Arabella
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sonnenblume2008
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Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von sonnenblume2008 » 08.09.2010, 14:02

Arabella hat geschrieben:Liebe Brighterstar,
von welchem Freundschaftsnetz in Nigeria sprichst du?
Ein Nigerianer traut nicht mal einem anderem Nigerianer, mit dem er groß geworden ist, tut ers doch, fällt er meist auf die Schnauze.

Tatsache ist, dass dort Vertrauen nicht groß gesprochen wird da sie sich selbst am Besten kennen! Was nicht heissen soll dass es durchaus vertrauenswürdige Personen gibt, doch diese müssen erst gefunden werden.
Familiäre Absicherung klappt heute auch nicht mehr so gut wie früher, aber sie ist durchaus noch üblich.
Dennoch gebe ich dir Recht unsere Werte hier fehlen dort in unsrer Qualität und umgekehrt fehlen uns manche Werte hier in deren Qualität.

Du hast in einem Slum gelebt, mit deinem Mann? Oder als Entwicklungshelferin oder ganz normal einfach nur du?
Hätten sie dich im Sand verscharrt, hätten sie dich nicht mehr ausbeuten können..........
Es ist für uns schon genug gefährlich einfach ganz normal auf einer Strasse alleine zu schlendern, dort in Nigeria ! Sicherlich hast du auch von den tagtäglichen Entführungen dort schon gehört.
Sind wir mit unserem Angetrautem dort stehen wir unter Schutz dessen Familie! Sprich wir werden zwar familiär oftmals raffiniert ausgebeutet, aber wirklich tun wird uns körperlich niemand was solange wir diesen Schutz geniessen! Sogar wenn wir im Dorf privat übernachten, wird dort zur normalen bürgerlichen Schutzwache (die dort immer und jede Nacht besteht), extra Schutz hinzukommen, den die Familie organisiert und zahlt!
Davon bekommen viele deutsche Frauen gar nichts mit, die mit ihren Männern dort Urlaub verbringen!
Sozusagen wird beschützt was man noch länger braucht.....zur eigenen Ausbeutung.
LG Arabella
Arabellas Posts kann ich nur zustimmen. Hab ja an ein paar Stellen zu meinem Nigeria-Aufenthalt geschrieben.

Ich bin nicht ängstlich und war auch schon oft alleine unterwegs. In Nigeria rate ich jedermann / -frau DRINGEND davon ab. Nicht nur in den Slums.

LG
Sonnenblume
"You can't regain your innocence, but you can retain your sweetness."
Von einer Freundin

brighterstar007

Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von brighterstar007 » 08.09.2010, 14:17

Ihr Lieben,

ich war vor ca. 25 Jahren das erste und einzige Mal alleine (nur ich) in Schwarzafrika und nie mit Ex in Nigeria-
damals war ich halt noch abenteuerlustig...unter anderem habe ich mehrere Wochen in einem Slum gelebt.
Meiner Ansicht hätte mir weitaus mehr passieren können, als es damals der Fall gewesen ist.

Eine Frau der Familie hat mich sehr böse angefunkelt, da ich ihrer Meinung das Wasser verschwendet habe -
natürlich habe ich mir nicht überlegt, dass die Damen kilometerweit durch die Hitze mit Riesenkübeln auf dem Kopf
zur nächsten Wasserstelle gehen müssen und die Kostbarkeit nicht nur für zwei Personen reichen soll.
Das sind auch Mentalitätsunterschiede, bzw. Gedankenlosigkeit meinerseits.

Liebe Grüße

Brighterstar

Arabella
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Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von Arabella » 08.09.2010, 14:34

Liebe Brighterstar,
finde das sehr interessant was du da schreibst. Wenn du magst erzähle doch mal mehr darüber in der Plauderecke, welches Land usw. das war. Ich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen.
Die Wasserschlepperei dort ist sehr mühsam und kann ich verstehen wenn du da auf Ärger gestoßen bist. Bei uns heissts halt Wasserrhahn auf, Wasser kommt raus und ist super bequem. Wohl eine Gewohnheit so verschwenderisch damit umzugehen....also Verschwendung in deren Augen, die es schleppen müssen.
Leider haben das meine kids hier auch noch nicht so ganz begriffen, dass Wasser auch bei uns kostet. :lol: Auch wenn keine Mühe.
LG Arabella
Ganz gleich wie beschwerlich das Gestern war-
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Pamela
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Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von Pamela » 08.09.2010, 15:15

Liebe brighterstar,
es würde mich auch mal interessieren wie Du dazu kamst in einem afrikanischen Slum zu leben...
Vielleicht möchtest Du ja mal erzählen?
Ich muss gestehen, wenn ich nach Ghana reise, bestehe ich schon auf meinen Komfort. :oops:
Meine Schwiegerfamilie lebt recht einfach, aber ich kann und möchte so nicht wohnen, und das akzeptieren sie auch!
Mir reichen schon die Einschränkungen, die ich im Haus eines Freundes in Accra erlebe (überdurchschnittliches Einkommen!) wie Stromausfälle oder Wasser erst ab 12h Mittags und keine richtige Dusche...

Die Nachbarn von meiner Schwiegerfamilie war schon hin und weg von mir, nur weil ich mich zu den Kindern auf den Boden gesetzt habe.. :lol: "Eine weiße Frau und sie setzt sich AUF DEN BODEN!!!!" Das war für sie schon sehr beeindruckend!

Wie hast Du es nur geschafft in einem Slum mehrere Wochen lang zu leben? :shock:
Ganz abgesehen von den Gefahren... Ich finde es einfach auch anstrengend als Weiße andauernd unter Beobachtung zu stehen.
Gruß
Pamela
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Pamela
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Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von Pamela » 08.09.2010, 16:52

Übrigens finde ich das Thema ganz interessant...

Eine Freundin von mir ist gerade bei mit ihrem togolesischen Freund bei seiner Familie zu Besuch.
Sie hat sich monatelang auf die Reise gefreut und jedem erzählt, dass sie am liebsten gleich dort bleiben würde etc.
Nun habe ich sie gestern dort angerufen - und sie klang ziemlich ernüchtert :lol:
Sie wohnt bei Familienangehörigen und es ist das reinste Chaos.. ein ziemlicher Kulturschock, den sie so nicht erwartet hat!

Wie ging es Dir Arabella in Nigeria? Hast Du bei der Familie Deines Mannes gewohnt?
Wie waren die Wohnverhältnisse?

Würde mich freuen, wenn noch mehr Schwarzafrika Erfahrene von ihren Erlebnissen in den Ländern erzählen... :D
Gruß
Pamela
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eavan
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Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von eavan » 08.09.2010, 17:14

Also ich war für drei Wochen in Ghana und war total begeistert von Land und Leuten. Mir hat es auch nix ausgemacht auf verschiedenen Comfort zu verzichten. Gut die Toiletten, aber auch das machte mir nicht wirklich was aus. Bis auf Kenkey hat mir alles richtig gut geschmeckt. Ich war auch auf einer Beerdigung, da war ich dann allerdings die absolute Attraktion, @Pamela vielleicht weist du wo Kenyasi liegt? dort war nämlich die Beerdigung. Hauptsächlich habe ich mich in Accra Taifa North aufgehalten. Habe dort auch das Familienleben gesehen und beobachtet, was sehr interessant war. Das war es mal fürs erste
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Maria
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Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von Maria » 08.09.2010, 19:18

Ich war vor 30 Jahren in Algerien. Da habe ich auch meine Gastgeber geärgert, weil ich das Klo mit Klopapier - extra für mich gekauft - verstopft hatte. :oops: Die Abflüsse waren dafür zu eng und zu verkalkt. Seitdem weiss ich, daß man in Afrika auf Klopapier verzichten muss bzw. sich nur mit Wasser hinterher wäscht und wenn man nachher noch Papier benutzt, dann eben in einem Müll werfen muss. :roll:
Das sind auch die kleinen Unannehmlichkeiten auf die man sich gewöhnen muss.

Einmal nur bin ich ganz alleine mit Buschtaxi, Rucksack und Sandalen ohne Begleitung durch die Strassen Afrikas - Senegal - gezogen.
Ich wäre dann fast entführt gewesen. Im Taxi hat mich ein Mann aus Guinea gefragt, wo ich hin wollte. Ich wollte zu einer deutschen Freundin, die einen TanzWorkshop und Urlaub machte. Ich fragte ihm, ob er ihr Gastgeber in dem Städtchen kannte. Er sagte ja und würde mich dahin führen. Nach 50 Schritten sah ich ein Telecafé und wollte mich bei meiner Freundin ankündigen, damit sie oder ihr Gastgeber mich abholen. Ich wollte anzurufen. Mein Begleiter zeigte sich hilfsbereit und wollte selbst die Nummer wählen und mit den Leuten reden - ich war es gewöhnt, daß man mir dort jegliche Arbeit abnehmen wollte. Er sprach am Telefon in afrikanischem Dialekt und sagte mir dann entsetzt: "Sie sind nicht da, sie sind heute morgen nach Dakar (100 Km entfernt) gefahren". Ich war selbst entsetzt. Ich hatte mich doch mit meiner deutschen Bekannte am Tag davor verabredet! Hatten wir uns falsch verstanden? Der Weg bis dahin war schon so mühsam gewesen! Ich wusste nicht wohin. Kein Hotel weit und breit. Er bot mir an, zu seiner Familie zu kommen. Ich folgte ihm kurz, dann sagte ich, ich wolle selbst anrufen und kehrte zum Telecafé zurück. Dort erreichte ich meine Freundin, die nur 100 M entfernt wohnte und holte mich ab. Während des Gesprächs war der Mann aus Guinea verschwunden!
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Arabella
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Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von Arabella » 08.09.2010, 20:58

Hallo Pamela,
ich war in Nigeria in mehreren Städten und Dörfern und habe die unterschiedlichsten Behausungen kennengelernt, von sehr komfortabel bis sehr einfach und zwar meist sauber , aber auch sehr dreckig mit Kakerlaken und Wanzen..........
Lagos hatten wir einmal ein klasse Hotel . Ganz klein, aber alles da was das Herz begehrt.
Auch in Lagos kamen wir bei Freunden unter, die reicher waren und sogar Personal hatten. Aber ich habe auch Hotels gesehen ohne Fensterscheiben und Toiletten, die man kaum sah vor Ungeziefer...........da hätte ich nicht übernachten wollen.
Bei den Eltern war es sehr sauber, aber einfach, doch zum aushalten. Die ständig ausgehenden Ventilatoren und Lichter sind gewöhnungsbedürftig und auch dass selten wo fliessend Wasser gibt.
Am Besten hats mir in Port Harcourt bei Verwandten gefallen, die waren sehr modern eingerichtet...aber auch da wurde das Wasser in der Badewanne gesammelt und die Matratze war verwanzt.
Am Dorf gabs im Haus auch sehr viele Eidechsen und überhaupt überall in den Wohnungen gibts diese kleinen Minieidechsen, die sehr schnell sind, aber eben Ungeziefer vertilgen. In den Busch zu gehen ist nicht ganz ungefährlich immerhin gibts giftige Spinnen, Schlangen und Skorpione.
Am Dorf haben wir im Garten die leckersten Früchte gegessen die ich jeh gekostet habe.
Gegessen habe ich auch alles was mir angeboten wurde, auch Grillfleisch vom Rost. Das Ziegenfleisch ist gewöhnungsbedürftig, Brotfrucht schmeckt einfach wiederlich, ansonsten war alles lecker, ach ja bis auf die Schnecken, die ich aß ohne zu wissen was es denn ist. Danach haben sich alle krumm gelacht, als sie mir sagten was es war und ich mein Gesicht fürchterlich verzogen habe.
Feste dort sind zwar sehr fröhlich aber schrecklich langwierig.....und zum Essen gibts dann immer Berge über Berge.
Ich habe dort mal einen Marmorkuchen gebacken und das fand ich dann wirklich süß, denn alle Nachbarn haben ein Stück abbekommen und sie waren alle so happy etwas deutsches essen zu dürfen :lol: auch meine Instant-suppen waren total beliebt, die hatte ich in Massen dabei, falls Essen mal nicht schmeckt.....haben sich alle die Einheimischen mit Wohlgefallen einverleibt.
So gerade fällt mir nicht mehr ein.
lG Arabella
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Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von Pamela » 08.09.2010, 21:32

Danke für eure Antworten!

Meine Schwiegerfamilie lebt in einem Dorf in der Nähe von Cape Coast. Sie sind sieben Personen in einem Haus mit 3 Zimmern und ca. 35qm. Das "Bad" ist hinterm Haus in einer kleinen Extra Hütte. Dort gibt es eine Dusche und eine Toilette. Die Toilette ist ganz normal zum draufsitzen - sie wird alle paar Monate von einem Tankwagen geleert. Die Küche ist in einem extra Haus gleich daneben. Gekocht wird mit Gas.
Ich würde sie als Durchschnittsfamilie bezeichnen.
Wenn wir dort zu Besuch sind wohnen wir meist in einer Hotelanlage ganz in der Nähe. Das sind kleine Strandbungalows - ganz nett, aber nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen, daher hats immer nur abends und morgens Strom.
In Accra sind wir entweder bei Freunden oder im Hotel.
Ich bin lieber im Hotel weil es ganz einfach weniger Konfliktpotential bildet.
Wir waren einmal bei Freunden in Accra - dort konnte ich nicht schlafen weil die Hühner direkt neben unserem Zimmer waren und einfach zuuu laut waren! Ich habe nicht eine Minute geschlafen! Am nächsten Tag sind wir dann ins Hotel gezogen - leider glauben die Freunde bis heute, dass ich ein persönliches Problem mit ihnen hatte, weil es außerhalb ihrer Vorstellungskraft lag, dass jemand wegen Hühnern nicht schlafen kann! :o

eavan, Kenyasi kenne ich nicht.
Beerdigungen sind die wichtigsten Feste in Ghana.
Darf ich fragen was Dich nach Ghana gezogen hat?
Ich kann mir vorstellen, dass Du eine schöne Zeit hattest. Die meisten Menschen dort sind sehr friedliebend und freundlich.
Ich musste allerdings lernen "verschlossener" zu werden, d.h. nicht gleich mit jedem offenherzig reden! Denn die Menschen sind natürlich erst recht freundlich, wenn sie sich irgendwelche Vorteile davon versprechen.
Kennst Du den Reiseführer für Ghana von Cobbinah? Sehr zu empfehlen...
Übrigens - ich lieeebe Kenkey! :wink:

Arabella, ich esse auch fast alles dort unten sehr gerne! Schnecken habe ich aber auch immer dankend abgelehnt. :wink:
Gruß
Pamela
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eavan
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Re: Mentalitätsunterschiede

Beitrag von eavan » 08.09.2010, 22:08

Hallo Pamela

Kenyasi ist ca. 26 km von Kumasi entfernt.
Manche Beerdigungen können bis zu 1 Woche dauern, mein Freund war auf der Beerdigung seines Onkels und sagte es ist a one week funeral
Die Menschen die ich kennen lernte waren sehr nett, aber nie aufdringlich oder übermäßig freundlich. Über jede richtige Antwort die ich auf twi gab, hatten sie sich gefreut.
Nein diesen Reiseführer kenne ich nicht. Ich war im In Kumasi im Manhyia Palace des Königs der Ashante und im Zoo von Kumsai, wo mir die Tiere allerdings sehr leid tataen , mit unseren Zoos kein Vergleich. In Cape Cost war auch, war Wahnsinn das alles zu sehen, ich habe in Ghana über 1000 Bilder gemacht.

Ja morgens in allerherrgottsfrühe hat der Hahn gekräht . Am Anfang schliefen wir in Dakoma in der Wohnung seines Freundes, am ersten Morgen wachte ich auf und dachte oh sch... was ist denn das ich fühlte mich wie im Orient, war ne Moschee in der Nähe und der Muezzin rief zum Gebet. In Ghana geht das Leben morgens sehr früh los.

Also Schnecken, habe ich in Ghana keine gegessen, aber Schnecken elßässer Art sind lecker
Die Welt braucht Optimisten, die ohne Wenn und Aber das tun, was sie für Richtig erkannt haben.
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