Anaba hat geschrieben:
Anaba, die Beschneidungsanweisung geht von den Frauen aus.
Das weiß ich.
Ich habe mich hier auf Kikis Aussage bezogen.
Darin schreibt sie an Mourina, dass sich der Mann vor der Verwandtschaft rechtfertigen müsste, falls seine Tochter nicht beschnitten ist.
Gilt das etwa nur für Mourinas Freund ?
Was geschieht, wenn du irgendwann eine Tochter hast? Glaubst du, er würde vor seiner Verwandtschaft dazu stehen, dass sie nicht verstümmelt wird...
Mich verwundert diese Aussage. Sie lebt selbst so traditionell. Warum sollte ihr Mann gerade in diesem Punkt ganz anders sein ?
Genau zu dem Thema gab es übrigens letztens einen bedrückenden "Tatort".
Hallo Anaba,
ich weiß nicht wie du darauf kommst, dass wir sehr traditionell leben? Einmal außen vor gelassen, dass wir zwei Frauen sind, würde ich uns nicht als besonders traditionell bezeichen: Wir Frauen haben Hobbys, unseren eigenen Freundeskreis, mein Mann und die Kinder sind Mitglied im örtlichen Fußballverein und auch ansonsten voll integriert.
Die Menschen, die mich im realen Leben kennen, kämen niemals auf die Idee mich als "traditionell" zu bezeichen. Klar gibt es die von mir beschriebenen Einschränkungen, aber es liest sich gerade so, als würde ich, wenn ich überhaupt mit Erlaubnis meines Mannes einmal das Haus verlassen dürfte, nur als graue Maus mit Kopftuch um die Ecke huschen... So ist es nicht und Derartiges habe ich nie behauptet! Ebensowenig, dass in unserer Familie Gewalt, (Ehren)Mord und Totschlag an der Tagesordnung ist... Dass dem nicht so ist, mag vielleicht mit daran liegen, dass wir keine Vorstrafen wegen Schlägereien und sonstigem haben?!
Aber wie gesagt kommt mein Mann aus einer anderen Bildungsschicht und einer anderen Region als Mourinas Freund, wir haben uns unter anderen Umständen kennengelernt und er war bereits unbefristet hier! Außerdem hat er von Anfang an mit offenen Karten gespielt, statt mir eine Lüge nach der anderen aufzutischen...
Was es über meine langjährige Ehe zu sagen gibt, wurde bereits gesagt und lässt sich hier im Forum nachlesen. Es ist aber nicht Thema von Mourinas Thread! Ich will gerade hier nicht allzu sehr auf mein Leben eingehen, damit nicht der Eindruck entsteht: Zur Nachahmung empfohlen! Das ist es NICHT - schon gar nicht mit einem Mann wie Mourinas Freund!
Wenn schon der kulturelle Hintergrund nicht stimmt, ist eine Beziehung/Ehe sehr schwierig! Wenn zusätzlich der Charakter nicht stimmt, kann es nur im Desaster enden!
Mädchen-Beschneidung wird nicht überall praktiziert und schon gar nicht in diesem Ausmaß wie in Sulaymanya! Die Frauen in der Familie meines Mannes sind nicht beschnitten - nur die Männer. Aber ich kenne keine unbeschnittene Frau aus Sulaymnya!
Wobei ich "kennen" eher vom Sehen und Hörensagen meine. Die Frauen meiden den Kontakt zu Unbeschnittenen (auch anderen Kurdinnen, die nicht beschnitten sind). Sie würden gar nicht mit uns reden wollen, weil wir in ihren Augen nicht rein sind! Die andere Frau meines Mannes wurde einmal von einer Frau aus Sulaymanya auf offener Straße als "unreine unanständige Frau" beschimpft - zum Dank dafür, dass sie ihr ein paar aus der Tüte gefallene Lebenmittel aufgehoben hat. Diese Frau hat alles im nächsten Mülleimer entsorgt, weil es von einer "Unreinen" berührt wurde.
Die andere Frau meines Mannes ist Kurdin! Da kannst du dir ausrechnen, Mourina, welchen Stellenwert du als unbeschnittene Ausländerin erst bei den Verfechtern der Frauenbeschneidung aus Sulaymanya - besonders den selbst beschnittenen Frauen - haben wirst!
LG Kiki
P.S.: An dieser Stelle möchte ich einmal allen danken, die mich akzeptieren wie ich bin - auch den kritischen Stimmen für ihre Denkanregungen. Auch sie sind wichtig

! Ich schätze dieses Forum sehr und weiß, welch großartige Arbeit ihr alle leistet um Bezness-Opfern zu helfen! Auch wenn ich nicht immer zum Schreiben komme, ich lese hier täglich und konnte auch in meinem Umfeld schon Bezness-Situationen enttarnen oder verhüten. Diese bleiben gerade in einem bikulturellen Umfeld, wo ich lebe, nicht aus! Wirklich danke an alle hier!
Wir sind nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere uns haben möchten.