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von Regenbogen » 28.06.2013, 20:30
Hallo!
Bezness ist für mich ein Phänomen, das besonders gut und- nicht ausschließlich- aber besonders gut und häufig in dem Zusammenspiel zwischen liberaleren islamischen Ländern wie eben Tunesien, Ägypten, Türkei und Massentourismus stattfindet.
Der background für ein zahlenmäßig besonders großes Auftreten des Phänomens sind offenbar islamische Gesellschaften, die soviel Freiheiten zulassen, damit Bezness-Beziehungen zwischen den Geschlechtenr stattfinden können ( ich denke Dubai oder Saudi-Arabien ist wieder eine andere Geschichte). Ein wesentlicher Faktor ist meiner Ansicht nach dabei auch die Frauenabwertung speziell nicht -islamischer Frauen in diesen Gesellschaften, aber auch der Massentourismus bzw. Badetourismus. Und dieser Massentourismus ist natürlich ein kapitalistisches, westliches Phänomen. Viele Tourist/Innen kommen und haben in diversen Clubanlagen häufigen Kontakt mit männlichen Tourismusarbeitern und bleiben auch 2 Wochen am selben Platz. Hier begegnet man sich öfter, und die unseligen Romanzen können ihren Lauf nehmen. Man weiß, hier ist Geld im Umlauf und alle kommen um an diesem Geldkreislauf mitwirken zu dürfen. Wie auch immer.
Ich habe individuell und abenteuerlich viel exotischere Länder als Tunesien bereist, Länder wie Indonesien, Thailand, 3x Äthiopien, Länder die ärmer, und unterentwickelt, "dreckiger" wie hier einige schreiben, viel dreckiger als Tunesien sind und dort niemals irgend eine beznessartige Anmache erlebt. Wirklich unangenehm fand ich die einheimischen Menschen nur in Marokko, als ich das ganze Land individuell mit dem Rucksack und Bussen bereist habe, bezness habe damals dort nicht erlebt -das ist 30 Jahre her. Ich war nicht in irgendwelchen Hotelburgen sondern im ganzen Land unterwegs.
Ich war diesen Winter mit drei Töchter im Alter von 6, 9 und 24 Jahren fast 3 Wochen alleine in Äthiopien unterwegs- wir hatten dort auch einiges zu tun- teilweise mit Äthiopiern teilweise alleine in Addis Abbeba und im südlichen Rift Valley , kein bezness in Hotels sowieso nicht, meine Tochter wurde am Flughafen nach ihrer facebook-Adresse gefragt, so was haben wir belächelt und sind weiter gegangen oder junge Guides in National Parks haben sie a bissi schüchtern angeflirtet -das kann man wohl nicht als bezness bezeichnen. In Addis Abeba waren wir viel alleine auch zu Fuß auf der Straße und haben nicht mal einen versuchten Taschendiebstahl erlebt.
In manchen Gegenden waren wir eine Sensation weil wir dort die einzigen Touristen waren- die einzige Anmache von Jungs oder jungen Männern war, "He.,he you sister sister, give me money", was man natürlich nicht tun darf, bringt nix und man wäre von 100-en umringt, besser ist es Projekte zu unterstützen die die Entwicklung einer ganzen Region/ Dorf, etc. fördern als einzelnen etwas zuzustecken.
In Äthiopien gibt es keinen Massentourismus, es gibt riesige unglaublich schöne Naturgebiete, die riesiges Tourismuspotential hätten. Die Frauenrolle ist nicht viel besser als in den islamischen Nachbarländern. Es gibt (noch ) kein bezness, weil der Faktor Massentourismus fehlt ( wie soll einen auch jemand konsequent anmachen, wenn man alle 2 Tage weiter reist an einen anderen Ort).
In die Beznessfalle bin ich als erfahrende Reisende gefallen, in einem depperten Club in Tunesien. Weil ich dachte, dass der dämliche Kinderbetreuer vertrauenswürdig ist.
Blöd gelaufen.
Ich möchte nicht mehr unbedingt nach Tunesien fahren, weil ich mich ungern an diese Geschichte erinnere, ich möchte aber auch nicht mehr in einem Club Urlaub machen, egal ob dieser Club in Griechenland oder Ägypten ist, weil ich diese Art Urlaub sowieso nicht mag - und genau dort ist es mir passiert. Ich war auch vor vielen Jahren öfter in Bali und habe Kuta-Cowboys beobachtet und belächelt, die waren für mich durchschaubar und haben mich nie angemacht. Bali ist aber auch schon sehr touristisch.
Meine eigentliche Reiseliebe gehört aber weniger touristischen Ländern in Asien und Afrika, das sind dann aber individuelle und abenteuerliche Reisen, wo man immer wieder weiter zieht.
Wenn ich ans Mittelmeer möchte, setze ich mich ins Auto und fahre nach Kroatien, weil das Mittelmeer eh überall ähnlich ist und Kroatien gut und einfach erreichbar ist und ich lieber Strände selbst erkunde und am Abend lieber in alten Dörfern rumstreune anstatt im Club zu sitzen.
Urlaub in Ö oder D würde ich niemals machen, wäre mir viel zu nördlich und auch langweilig.
Was ich sagen will ist, dass das Phänomen Bezness besonders gut vor diesem Hintergrund Entwicklungs- oder Schwellenland/ liberaler Islam ( der fehlt in manchen Weltgegenden wie Karibik,..)aber auch Massentourismus blüht.
Und der Massentourismus ist " unser" westliche, kapitalistischer Beitrag an dem Phänomen und der ist gar nicht links und grün, sondern ganz schön bürgerlich-kapitalistisch.
Aber ich glaube nicht dass man solche Phänomene wie internationalen Massentourismus in unserer globalisierten Zeit rückgängig machen kann oder soll
-er hat wie alles Vor -und Nachteile.
Er bringt Arbeitsplätze, er bringt die Möglichkeit preisgünstig und bequem Urlaub zu machen, er bringt der Tourismusindustrie viel Geld und er zersört leider auch oft die Natur. und er IST der Platz wo das Phänomen beszness - nicht ausschließlich -aber besonders häufig blüht und gedeiht.
Umso wichtiger finde ich dass es guten Journalismus oder Websides wie 1001Geschichte gibt, damit Urlauberinnen wissen welche Kulturen, sozialen Gruppen, Interessen, Geschlechterrollen, Klassen dort aufeinander treffen, wo ihr persönliches Urlaubsparadies liegt. Das schützt eher vor bezness als daheim zu bleiben.